Nach GM-Skandal: Konstruktionschef muss gehen

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John Calabrese, langjähriger Weggefährte von General-Motors-Chefin Barra, räumt nach der tödlichen Pannenserie seinen Posten.

Nach der tödlichen Pannenserie wegen defekter Zündschlösser muss der GM-Konstruktionschef und langjährige Weggefährte der neuen Konzernchefin Mary Barra seinen Posten räumen. John Calabrese werde dem Auto-Hersteller noch bis August zur Verfügung stehen und den Umbau der Sparte begleiten, teilte die Opel-Mutter General Motors (GM) mit. Inwieweit der 55-Jährige in den Skandal verwickelt ist, ist noch unklar. Es ist allerdings der ranghöchste Wechsel im Management seit dem millionenfachen Rückruf fehlerhafter Wagen im Februar.

Wurde über Probleme informiert

Aus Unterlagen an den US-Kongress geht hervor, dass Calabrese zumindest einmal über Probleme bei den Zündschlössern informiert wurde. GM wollte sich dazu nicht äußern. Entwicklungschef Mark Reuss sagte, Calabreses Abgang habe nichts mit den aktuellen Problemen zu tun. "Ich gehe nicht davon aus, dass er das Bauernopfer ist", sagte auch ein früherer GM-Manager, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Calabrese fing im Sommer 1979 mit einem Praktikum bei dem größten US-Autobauer an. Zwei Jahre später wurde er fest eingestellt. In den vergangenen 15 Jahren arbeitete Calabrese in verschiedenen Positionen mit Barra zusammen. Die erste Frau an der Spitze eines großen Autokonzerns lenkt GM seit Jänner. Kurz darauf wurde sie mit dem imageschädigenden Rückruf konfrontiert und ist seither um Schadensbegrenzung bemüht.

Zahlreiche Klagen

GM sieht sich in dem Skandal zahlreichen Klagen ausgesetzt. Bei Unfällen, die durch defekte Zündschlösser ausgelöst wurden, starben in den vergangenen Jahren mindestens 13 Menschen. 2,6 Millionen Autos wurden in die Werkstätten zurückgerufen. Die US-Behörden untersuchen, warum GM mit dem Rückruf solange wartete, obwohl die Probleme seit mehr als zehn Jahren bekannt waren.

Um die Qualität und Sicherheit der Fahrzeuge zu verbessern, spaltet GM nun die Konstruktionssparte in die neu geschaffenen Bereiche "Globale Produktintegrität" und "Globale Komponenten und Teilsysteme" auf. Angesichts immer komplexerer Systeme im Autobau könne GM dann schneller auf mögliche Probleme reagieren, erklärte Entwicklungschef Reuss. Potenzielle Fehlerquellen sollen so rechtzeitig entdeckt werden - idealerweise noch vor dem Bau der Autos.

Sicherheitschef eingesetzt

Um das Image-Desaster in den Griff zu bekommen, schuf Barra bereits im März den Posten eines Sicherheitschefs. Der altgediente GM-Manager Jeff Boyer - seit mehr als 40 Jahren im Konzern - übernahm den Job. Zwei Ingenieure wurden wegen des Rückruf-Skandals inzwischen beurlaubt. Mitte April trennte sich GM von Personalchefin Melissa Howell und Kommunikationschef Selim Bingol. Auch hier betonte der Konzern, die Personalien stünden nicht in Zusammenhang mit den jüngsten Problemen.

Auch der deutsche Autozulieferer Continental könnte in den Skandal hineingezogen werden. In einer bei einem Bundesgericht eingereichten Klage wird die US-Tochter beschuldigt, von ihr für GM produzierte Airbags hätten nicht funktioniert, wenn sich die Zündung abschaltete. Conti prüft die Klage. Auch gegen andere Zulieferer wird juristisch vorgegangen.

(APA)

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