IWF-Experte: "Russland bereits in einer Rezession"

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Der Internationale Währungsfonds rechnet mit zwei Minus-Quartalen in Folge. 2014 werde Kapital in der Höhe von 100 Mrd. Dollar aus Russland abfließen.

Die Ukraine-Krise trifft die russische Wirtschaft hart. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht das Land schon jetzt in der Rezession und erwartet eine massive Kapitalflucht. Die Lage könnte sich weiter verschärfen, wenn der Westen zusätzliche Wirtschaftssanktionen auf den Weg bringt. Insbesondere US-Firmen fahren ihr Geschäft wegen der Strafmaßnahmen bereits zurück, wie zum Beispiel der Kreditkartenanbieter Visa. Große deutsche Unternehmen wollen ihre Zusammenarbeit aber ungeachtet der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen fortsetzen.

Tiefer Rubel-Kurs heizt Inflation an

"Wenn man unter Rezession ein Minus-Wachstum von zwei Quartalen in Folge versteht, dann befindet sich Russland bereits in einer Rezession", sagte IWF-Experte Antonio Spilimbergo am Mittwoch in Moskau. "Weitere oder verschärfte Sanktionen wirken sehr negativ und belasten das Investitionsklima." Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr daher nur noch um 0,2 Prozent wachsen. Bisher waren 1,3 Prozent veranschlagt worden. Auch 2015 werde es lediglich zu einem Plus von einem Prozent reichen.

Der IWF rechnet damit, dass in diesem Jahr Kapital in Höhe von 100 Mrd. Dollar (72 Mrd. Euro) aus Russland abfließen wird. Allein im ersten Quartal waren es der Zentralbank zufolge 64 Mrd. Dollar. Dadurch ist auch der Rubel-Kurs auf ein Rekordtief abgerutscht, was importierte Waren teurer macht und die Inflation anheizt. Die Zinserhöhung in der vergangenen Woche werde nicht ausreichen, um das zu stoppen, so der IWF.

Deutsche Unternehmen mit Sorgen

Visa rechnet wegen des politischen Konflikts des Westens mit Russland über die Ukraine mit einem Dämpfer für das Geschäft und stellte die Zusammenarbeit mit zwei russischen Banken ein. Daimler lässt sich dagegen nicht von dem wichtigen östlichen Automarkt abschrecken. "Wir haben keine Investitionen gestoppt - es wäre ein Fehler, alles auf Hold zu setzen", sagte Finanzvorstand Bodo Uebber in Stuttgart. Die Politik sei stark gefragt, eine Lösung zu finden. Derzeit sei die Nachfrage nach Autos in Russland rückläufig.

Der weltgrößte Autozulieferer Robert Bosch sorgt sich um den russischen Markt, auf dem er seit 110 Jahren aktiv ist und rund 700 Mio. Euro im Jahr umsetzt. "Wir machen uns natürlich Sorgen, wenn die Situation weiter eskaliert", sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Sein Unternehmen baue gerade eine Zentrale in Moskau, die in der zweiten Jahreshälfte eingeweiht werden soll.

Exporte stark rückläufig

Die deutschen Exporte sind schon vor den ersten Sanktionen wegen der Ukraine-Krise eingebrochen, berichtet "n-tv". In den beiden ersten Monaten dieses Jahres fielen die Ausfuhren um 16 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf rund 4,7 Milliarden Euro, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Damit hat sich der im vergangenen Jahr begonnene Abwärtstrend erheblich verschärft: 2013 waren die Exporte nach Russland um fünf Prozent auf 36 Milliarden Euro gefallen.

Grund dafür dürfte die Talfahrt des Rubel sein. Dieser war im Februar auf ein Rekordtief gefallen, nachdem Anleger wegen der Krim-Krise massenhaft Geld abzogen. Dadurch werden Waren "Made in Germany" teurer.

(APA/Reuters)

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