Moskau fürchtet um Gasverkauf in Europa

SLOVAKIA RUSSIA UKRAINE CRISIS
SLOVAKIA RUSSIA UKRAINE CRISIS(c) APA/EPA/Eustream / HANDOUT
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Weniger Absatz wäre noch schlimmer als Sanktionen.

Wien. Gestalten sich politische Verhandlungen zwischen dem Westen und Russland in Sachen Ukraine zäh, so touren Russlands Emissäre der Gaswirtschaft sehr bereitwillig durch Europa. Der lukrative Gasverkauf in Europa, wo Gazprom im Vorjahr 34 Mrd. Euro umgesetzt hat, ist schließlich eine Frage des Überlebens für das Land. Gestern traf sich Russlands Energieminister Alexander Nowak mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger und dem ukrainischen Amtskollegen Juri Prodan in Warschau. Dort hat Nowak der Ukraine und der EU eine lückenlose Versorgung zumindest bis Ende Mai zugesagt. Alles Weitere hängt davon ab, ob die Ukraine die hohen Schulden bei Gazprom begleicht. Bis Ende Mai wird nun mit Hochdruck verhandelt. Unterdessen unterstützte Oettinger den Vorschlag von Polen, Maßnahmen zu setzen, die zu einem einheitlicheren Gaspreis in Europa und zu einem einheitlichen Auftreten gegenüber Gazprom führen.

Sollte Europa darin tatsächlich vorankommen und die Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren, wäre das eine der stärksten Folgen des Konfliktes für Moskau. Der Rohstoffexport in den Westen ist Russlands Lebensnerv. Andere Produkte sind kaum wettbewerbsfähig.

Aber selbst die bisherigen, eher symbolischen westlichen Sanktionen wirken sich bereits aus. Die Kapitalflucht aus Russland hat im ersten Quartal ein Ausmaß erreicht wie zuletzt binnen eines ganzen Jahres. Ratingagenturen haben die Bonität auf knapp über „Ramschniveau“ herabgestuft. Mehrere Anleihe-Emissionen mussten abgesagt werden. Die Sanktionen verstärken den Wachstumsschwund. Der Internationale Währungsfonds spricht bereits von einer Rezession. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2014)

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