Banken: Deutsche ziehen Millionen ab

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Bank, Geld(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Das Ende des Bankgeheimnisses für Ausländer, der Fall Uli Hoeneß – Deutsche ziehen ihr Geld massenhaft aus Österreich ab und bringen damit Banken im Westen Probleme.

Jungholz/Wien. Es war eine nette Eröffnung, mit der man das neue Gebäude 2009 seiner Bestimmung übergab. Fünf Jahre später kann es diese Bestimmung, nämlich viel Geld von deutschen Anlegern entgegenzunehmen, nicht mehr erfüllen: Ende Juni wird die Filiale der Volksbank Tirol-Innsbruck-Schwaz in Jungholz zusperren. Nach insgesamt 25 Jahren.

Die Volksbank ist das jüngste Opfer einer Entwicklung, die den Banken im Westen Österreichs zunehmend Sorgen bereitet: Deutsche, die ihr Geld einst vor der Finanz ins nahe Österreich brachten, wo sie es anonym veranlagen konnten, ziehen ihre Einlagen wieder ab. Grund dafür ist das Ende der Anonymität für Ausländer, die Teilnahme Österreichs am automatischen Austausch von Kontoinformationen und auch das Verfahren gegen Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung.

„Seit Mitte vergangenen Jahres spüren wir den Abfluss deutlich“, erklärt ein Banker aus Jungholz, der anonym bleiben will. Die kleine Gemeinde ist deutsches Zollanschlussgebiet mit österreichischem Recht. Die Sonderstellung bescherte den drei Banken einst die höchsten Einlagen Österreichs: Vier Milliarden Euro schlummerten hier auf anonymen Konten, etwa 13 Millionen Euro pro Einwohner.

Wie viel Geld in den vergangenen Monaten abgehoben wurde, will niemand sagen. Die Raiffeisenbank Reutte, die eine Filiale in Jungholz betreibt, verweist auf die Raiffeisenbank Tirol, die wiederum erklärt, „keine aggregierten Zahlen über in Tirol veranlagte Gelder“ zu haben. Zollbehörden berichten jedenfalls von verstärkten Aufgriffen von Personen, die mehr als die erlaubten 10.000 Euro bei sich haben (siehe dazu die 360-Grad-Österreich-Reportage in der morgigen „Presse am Sonntag“).
Die Raiffeisenbank Reutte führt heuer ein radikales Umstrukturierungsprogramm durch, schließt drei Filialen im Bezirk und entlässt 50 der 250 Mitarbeiter. Im Private-Banking-Bereich wird man Kunden mit unter 100.000 Euro Veranlagungssumme nicht mehr betreuen.

Aus Oberösterreich berichtet die Oberbank, dass im vergangenen Jahr 135 Millionen Euro des deutschen Wertpapiervolumens abgezogen worden seien. Das entspricht etwa einem Drittel des gesamten, von Deutschen gehaltenen Wertpapiervolumens bei der Bank.
Auch das Bankhaus Spängler in Salzburg stellt Abflüsse fest. Das Jahr 2013 habe einen „leichten Rückgang der Spareinlagen“ gebracht, berichtet Vorstandschef Helmut Gerlich im Gespräch mit der „Presse“. Die Einlagen deutscher Kunden machen fast zehn Prozent der Gesamteinlagen der Bank aus. Kunden mit kleineren Spareinlagen bis zu 200.000 Euro hätten das Geld behoben. Von jenen deutschen Kunden mit höheren Beträgen hätten viele von der Möglichkeit der Selbstanzeige bei der Finanz Gebrauch gemacht. „Wir haben das auch empfohlen“, sagt der Spängler-Vorstandschef. Dass der Wettbewerbsvorteil „Steuerhinterziehung“ bei deutschen Kunden nun wegfällt, bereitet ihm kein Kopfzerbrechen. „Endlich ist Beratung wichtiger als Steuerschlupflöcher.“

Eine Milliarde Euro floss ab

Aus Statistiken der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) sieht man den Abfluss ausländischer Gelder aus Österreich deutlich. Von einst 12,046 Milliarden Euro im Februar 2009 gingen die Bareinlagen auf 10,062 Mrd. Euro im April 2013 zurück. In dem Monat erstattete Hoeneß Selbstanzeige. Seither sanken die Einlagen um fast eine Milliarde Euro auf 9,1 Milliarden im März dieses Jahres.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2014)

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