Ecuador: Erdöl fördern statt Natur schützen

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Das Land scheitert mit der Idee, sich den Schutz des Regenwalds zahlen zu lassen.

Quito. 920 Millionen Fass Erdöl gegen 2274 Baum-, 593 Vogel- und 150 Amphibienarten. Das waren die Trümpfe im Kampf um das Yasuní-Becken, den artenreichsten Fleck dieser Erde, mitten im ecuadorianischen Regenwald. Um diesen Naturschatz zu bewahren, schlug die Regierung in Quito der UNO vor sieben Jahren einen ambitionierten Deal vor: Das südamerikanische Land versprach, seine reichen Erdölvorkommen in einem Teil des Regenwalds nicht anzutasten. Im Gegenzug verlangte Präsident Rafael Correa 3,6 Milliarden Dollar von der internationalen Gemeinschaft, um den entgangenen Gewinn zu kompensieren.

Der Versuch schlug fehl, das Erdöl gewann. Bis August des Vorjahres sind gerade einmal 13,3 Millionen Dollar auf Ecuadors Konto eingegangen. Die fleißigsten Zahler waren europäische Staaten und Umweltschutzorganisationen. Mehr als ein halbes Prozent der geforderten Summe haben sie jedoch nicht aufbringen können.

Öl bringt 19 Mrd. Dollar

Zu wenig, um den Staatshaushalt des kleinsten Opec-Mitglieds zu sanieren, dessen bisher genutzte Erdölquellen schön langsam versiegen. Stattdessen soll nun die Industrie für sprudelnde Einnahmen sorgen: Am gestrigen Freitag erteilte das ecuadorianische Umweltministerium der staatlichen Gesellschaft Petroamazonas eine Lizenz für die Förderung von Erdöl im Unesco-geschützten Naturschutzgebiet. Erst vor einer Woche hatte die Wahlbehörde des Landes eine Bürgerinitiative für ein Referendum über das umstrittene Projekt abgelehnt.

Umweltschützer fürchten nicht nur, dass die Natur in der Region schweren Schaden nehmen könnte. Das Yasuní-Becken ist auch der Lebensraum zweier indigener Völker, die bisher dort in selbst gewählter Isolation von der Außenwelt leben können. Gegen das entscheidende Argument der Erdölbefürworter hatten sie letztlich aber keine Chance: Wird das Öl aus dem Regenwald geholt, winken dem Staat Einnahmen von 19 Milliarden Dollar. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2014)

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