Banken weichen Boniregeln auf

Wertpapierkurse - stock market quotes
Wertpapierkurse - stock market quotes(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

Eigentlich dürfen laut dem neuen EU-Bonusregime Bankerboni das Grundgehalt nicht mehr übersteigen. Es gibt aber Ausnahmen. Von diesen wird fleißig Gebrauch gemacht.

Frankfurt am Main. Kaum eingeführt, wird das neue, strengere Bonusregime der EU auch schon wieder abgeschwächt. Bis zum Vorjahr durften die Banken in der EU ihren Mitarbeitern noch so hohe Prämien zahlen, wie sie wollten. Ab heuer dürfen die Boni das Fixgehalt nicht mehr übersteigen, um falsche Anreize für Bankmanager zu vermeiden. Eigentlich. Stimmen die Aktionäre zu, darf die variable Vergütung nämlich doppelt so hoch sein wie das Grundgehalt.

Eine Regelung, von der das größte deutsche Geldhaus sogleich Gebrauch macht. Am Donnerstagabend ließ die Deutsche Bank ihre Hauptversammlung über höhere Bonuslimits abstimmen. Die Aktionäre entschieden sich mit fast 91 Prozent der Stimmen für die Anhebung, mindestens 75 Prozent wären für die Änderung notwendig gewesen. Ko-Vorstand Jürgen Fitschen sagte, dass es nicht darum gehe, „das Gesamtvergütungsniveau zu erhöhen oder die Boni zu verdoppeln“. Das Institut wolle sich aber eine möglichst große Flexibilität bei der Bezahlung seiner Mitarbeiter erhalten.

Im Vorjahr erhielten gut 1700 Beschäftigte der Deutschen Bank Boni, die das Jahresfixum um das Doppelte überstiegen. Bei 4500 weiteren war der Bonus höher als das Grundgehalt. Insgesamt sind fast 70.000 Mitarbeiter von der Deckelung durch die EU-Regeln betroffen. Paul Achleitner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, begründete die Aufweichung damit, dass die Bank sonst die Grundgehälter stärker anheben müsste. Damit wäre in schlechten Zeiten der Spielraum für Personalkostensenkungen eingeschränkt.

Von der Aufweichung der Regeln dürften vor allem die Vorstandschefs selbst profitieren. Die Ko-Bosse Fitschen und Anshu Jain erhalten bisher je 2,3 Mio. Euro Fixgehalt – unabhängig von ihrer Leistung und dem Ergebnis der Bank. Laut Achleitner habe das Duo 77 Prozent des maximal erzielbaren Bonus bekommen. Das waren inklusive kurz- und langfristiger Boni je 7,5 Mio. Euro.

HVB zieht bei Boni nach

Die Deutsche Bank ist das dritte Geldhaus in Deutschland, das von der Ausnahmeregelung bei den EU-Bonivorgaben Gebrauch machen will. Die Aareal-Bank hatte bereits am Mittwoch eine Anhebung beschlossen. Auch die Münchner Hypovereinsbank (HVB) kündigte an, die Aktionäre bei der Hauptversammlung am 2. Juni darüber abstimmen zu lassen. Bei der HVB ist das Investmentbanking der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit gebündelt. Diese hatte sich schon auf ihrer Hauptversammlung am 13. Mai die Erlaubnis eingeholt. Die Commerzbank verzichtete auf eine Anhebung der Prämienobergrenzen.

Kritik von Anlegerschützern

Bei der Deutschen Bank ging die Abstimmung jedoch nicht reibungsfrei vonstatten. Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW rechnete vor, dass die Investmentbanker der Deutschen Bank im Vorjahr 4,5 Mrd. Euro verdient hätten, davon 2,1 Mrd. Euro als Boni. Er sprach sich gegen die Aufweichung der Deckelung aus. „Und wenn es immer noch Investmentbanker gibt, die den Hals nicht voll kriegen, lassen Sie sie ziehen“, so Nieding unter lautem Applaus der Aktionäre. Denn diese Banker seien vermutlich die „Problemverursacher von morgen“. Fitschen antwortete: „Wir lassen gute Leute gehen, wenn sie Erwartungen haben, die wir nicht erfüllen können.“ Im Vorfeld hatten aber bereits etliche Großaktionäre signalisiert, dem Vorschlag der Bankführung zu folgen. „Im Investmentbanking müssen auch wettbewerbsfähige Gehälter gezahlt werden“, so etwa der Fondsmanager Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment. (ag./hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Bankerboni: Rückschlag für London

Der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs wies den Einspruch der britischen Regierung gegen die Deckelung von Bankerboni zurück.
Kommentare

Mr. Cameron! No, you can't

Weiß die britische Regierung nicht mehr, was in der EU geht und was nicht?
International

Banker-Boni: Die Ausnahme wird langsam zur Regel

Die meisten Banken in der EU nutzen Ausnahmen, um ihren Managern höhere Boni zu zahlen. Anders ist das in Österreich.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.