Nationalbank warnt vor Deflation

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US-Ökonom Krugman rät der Euro-Notenbank, die Inflation anzufachen.

Wien/Red./Ag. Die Vorbereitungen für die EZB-Leitzinssenkung in der kommenden Woche laufen offenbar auf Hochtouren – und die nationalen Notenbankchefs beginnen, die Öffentlichkeit darauf einzustimmen. Der Gouverneur der österreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, sagte am Dienstag, die Inflationsrate sei unterdessen so niedrig, dass die Gefahr einer Wachstumsverringerung bestehe. Ohne Gegenmaßnahmen bestehe die Gefahr von Deflation und Stagnation, sagte der OeNB-Chef, der Österreich in der EZB vertritt.

Am Tag zuvor hatte schon EZB-Chef Mario Draghi darauf hingewiesen, dass die Euro-Zentralbank angesichts niedriger Inflationsraten in der Eurozone Handlungsbedarf sieht. Die Inflation hatte im Schnitt der Eurozone im April nur 0,7 Prozent betragen. In einigen südeuropäischen Krisenländern ist bereits echte Deflation (also ein Absinken des Preisniveaus) eingetreten. In Österreich ist die Inflationsrate mit 1,7 Prozent freilich vergleichsweise sehr hoch.

Allerdings liegt auch diese Rate noch unter dem festgelegten zweiprozentigen Inflationsziel der EZB. Nowotny sagte gestern, die Inflationsrate werde in Österreich auch im kommenden Jahr unter zwei Prozent bleiben, mittelfristig sei aber in Österreich wie im gesamten Euroraum die Einhaltung des Preisstabilitätsziels zu erwarten.

Auf Distanz zur EZB-Linie ging gestern der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble: Große Geldmengen schüfen falsche Anreize. Die EZB solle ihre lockere Geldpolitik, die den Druck auf Reformen verringere, bald beenden, meinte Schäuble.

Unterstützung bekamen die EZB-Granden gestern dagegen vom US-Ökonomen Paul Krugman. Der plädierte bei einer EZB-Konferenz in Sintra bei Lissabon dafür, „ein relativ hohes Inflationsziel“ anzusteuern. Es gebe Indizien dafür, dass sich Volkswirtschaften, die in einen starken Abschwung mit niedriger Inflation geraten, leicht in einer „ökonomischen und politischen Falle“ wiederfinden, sagte Krugman.

In solchen Fällen würden sich wirtschaftliche Schwäche und niedrige Inflation gegenseitig in Gang halten. (red./ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2014)

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