Vermögensberichte: Reiche profitierten von "billigem" Geld

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Der Aktienboom im Vorjahr steigerte das globale Privatvermögen um fast 15 Prozent auf 152 Billionen US-Dollar. Besonders starke Zuwächse gab es in Asien und Osteuropa - auch dank des Zentralbankgeldes aus dem Westen.

Wien. Die gute Performance der Aktienmärkte sowie die Schaffung neuer Vermögenswerte in den Schwellenländern – diese beiden Faktoren waren laut der Boston Consulting Group (BCG), die am Montagabend in New York ihren diesjährigen „Global Wealth Report“ vorstellte, die Hauptgründe für den Anstieg des globalen Privatvermögens um knapp 15 Prozent auf 152 Billionen US-Dollar (112,2 Billionen Euro). Und vor allem die Performance der Aktienmärkte war nicht zuletzt auf die Politik des billigen Geldes der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank zurückzuführen.

Profitiert haben davon aber vor allem Menschen außerhalb Europas und der USA: Den mit Abstand größten Zuwachs gab es nämlich in Asien (exklusive Japan) – vor allem in China. Dort legte das Privatvermögen im Vorjahr um 30,5 Prozent zu, während es etwa in Westeuropa nur um 5,2 Prozent anstieg. Dies ist auch der Grund, warum Asien Westeuropa schon heuer als zweitreichste Region der Welt und 2018 Nordamerika als reichste Region ablösen werde, so die Analysten im „Global Wealth Report“.

Der BCG-Report stimmt dabei von der Tendenz mit ähnlichen Studien zu dem Thema überein – etwa dem „Wealth Report“ der britischen Beratungsagentur Knight Frank, der kürzlich publiziert wurde. Laut diesem Bericht, der sich vor allem auf sogenannte Ultra High-Net-Worth Individuals konzentriert, also Superreiche mit einem Anlagevermögen von mehr als 30 Mio. Dollar, wird zwar Europa (inklusive Osteuropa) noch länger die Heimstatt der meisten Superreichen bleiben, der Vermögenszuwachs in Asien wird aber auch laut diesem Bericht in den kommenden Jahren mehr als doppelt so hoch ausfallen als auf dem alten Kontinent (siehe Grafik).

Stärkstes Wachstum in Vietnam

Interessant sind dabei vor allem die Details: China ist zwar aufgrund seiner Größe der maßgebliche Treiber des asiatischen Reichtumszuwachses. Die prozentuell stärksten Zuwächse werden jedoch für andere Länder erwartet. So ist der globale Wachstumskaiser bei der Zahl der lokalen Superreichen laut Knight Frank nämlich Vietnam, das die Zahl der Millionäre mit mehr als 30 Mio. Dollar Reinvermögen um 166 Prozent steigern wird. Gefolgt wird der südostasiatische Staat von Indonesien an der zweiten sowie Kasachstan und der Mongolei an der vierten und fünften Stelle. Dazwischen hat sich mit der Elfenbeinküste sogar noch ein afrikanischer Staat geschoben.

Dass dies kein reiner Zufall ist, wird von den Regionalzahlen des Berichts untermauert. So gibt es nur einen Kontinent, an dem die Zahl der Superreichen in den kommenden zehn Jahren noch schneller wachsen werde als in Asien: in Afrika. Dort hat sich die Zahl der Superreichen von 813 im Jahr 2003 bis zum Vorjahr bereits auf 1868 gesteigert und wird bis 2023 um über 50 Prozent auf 2858 weiter ansteigen.

1429 Superreiche in Österreich

Naturgemäß deutlich schwächer war und ist die Entwicklung in Österreich. Laut BCG stieg das gesamte Privatvermögen hierzulande im Vorjahr um 1,9 Prozent auf 670 Mrd. Dollar. Ein Gutteil davon entfiel auch in Österreich auf Superreiche mit mehr als 30 Mio. Dollar Reinvermögen. So zählte Knight Frank im Vorjahr 1429 Personen in Österreich, die dieses Kriterium erfüllten. 193 davon hatten mehr als 100 Mio. Dollar und fünf waren gar Milliardäre. In den kommenden zehn Jahren soll sich diese Zahl um rund ein Viertel auf 1776 Superreiche steigern. Mehr als 100 Mio. Dollar hätten dann 240 Österreicher, und sechs wären Milliardäre.

Einblick gibt dieser Bericht aber auch, wovor sich die Superreichen fürchten: Mehr als die Hälfte sorgt sich um die globale oder lokale wirtschaftliche Lage, weitere 30 Prozent sehen v.a. politische Risken für ihren Reichtum. Knapp 20 Prozent machen sich jedoch vor allem um Änderungen bei den lokalen Steuergesetzen Sorgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2014)

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