Neue Sorgen um die Weltkonjunktur

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Die Weltbank senkt ihre Wachstumsaussichten, während die Notenbanken betonen, weiter auf dauerhaft billiges Geld setzen zu wollen. Vor allem die US-Fed.

Washington/Wien. Der weltweite Wirtschaftsaufschwung nach der Krise von 2008 gerät zunehmend ins Stottern. Die Weltbank musste ihre Prognose für die Entwicklung der globalen Wirtschaft am Mittwoch senken und erwartet nun ein Wachstum von 2,8 Prozent in diesem Jahr. Im Jänner war sie noch von 3,2 Prozent ausgegangen.

Als Gründe nennt die Weltbank die anhaltende Krise in der Ukraine und die unerwartete Schwäche der aufstrebenden Entwicklungsländer. Die Entwicklung der Industriestaaten, von denen die Krise ja ausgegangen ist, sieht die Weltbank positiv. Und das, obwohl die US-Wirtschaft im ersten Quartal schrumpfte – wofür die Weltbank das Wetter verantwortlich macht. Für 2015 und 2016 geht die Weltbank auch unverändert von einem Wachstum um 3,4 beziehungsweise 3,5 Prozent aus.

Die zwei wichtigsten Zentralbanken der Industriestaaten – die US-Notenbank Federal Reserve und die Europäische Zentralbank (EZB) setzen indes immer deutlichere Signale in Richtung einer weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik. Ziel ist, den bisher blutleeren Aufschwung zu retten – unklar bleibt aber, welche Rolle die Notenbanken langfristig spielen können – bzw. spielen müssen.

Fed-Bilanz bleibt aufgebläht

Während die EZB die Leitzinsen erst kürzlich auf ein Rekordtief von 0,15 Prozent gesenkt und den Einlagezins für Banken sogar ins negative Territorium geschoben hat, setzt die Fed eigentlich auf eine Drosselung ihrer ohnehin historisch lockeren Geldpolitik. Sie hat ihre Käufe von US-Immobilienpapieren sowie Staatsanleihen zuletzt von ursprünglich 85 Mrd. Dollar pro Monat auf 45 Mrd. gesenkt.

Wie der Chef der Fed von St. Louis, James Bullard, jetzt aber zugab, hat die Fed nicht vor, auch ihre extrem aufgeblasene Bilanz bald zu straffen. Vereinfacht gesagt, hat die Fed seit der Krise in einer Größenordnung von mehr als vier Billionen (4000 Mrd.) Dollar in unterschiedliche Märkte eingegriffen und Assets mit „frisch gedrucktem“ Geld gekauft. Bullard hat jetzt erstmals angedeutet, dass die Bilanz der Notenbank auf Jahre hinaus so groß bleiben dürfte – selbst wenn die kurzfristigen Leitzinsen wieder steigen sollten. Heißt: Die Fed wird das Geld, das sie in die Wirtschaft gepumpt hat, so schnell nicht wieder abziehen. Kritiker warnen aber, dass ein derart großer und ausgedehnter Eingriff in die Märkte ungeahnte Folgen haben kann und zwar Zeit kauft – langfristiger Erfolg aber keinesfalls garantiert ist. Immerhin hat die Fed inzwischen 25 Prozent der gesamten US-Wirtschaftsleistung auf ihren Büchern.

Die Zentralbanken von Japan und Großbritannien verfolgen ähnliche Strategien, während die Bilanz der EZB in den vergangenen Jahren schon wieder deutlich geschrumpft ist. Die EZB setzt ihrerseits auf eine Belebung des Bankensystems und der Kreditvergabe durch „gezielte“ langfristige und sehr billige Kredite für Banken. Breite Asset-Käufe wie die Fed sie durchführt, sind bisher tabu. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2014)

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