Deripaska: Der russische Tycoon kommt zurück

(c) Bloomberg (Andrey Rudakov)
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Der russische Multimilliardär Oleg Deripaska will die Sperrminorität an der Strabag zurückkaufen. Auffällig, dass die anderen Aktionäre und die Strabag selbst wenig erfreut sind.

Wien. Entzücken sieht anders aus. Die Nachricht, dass der russische Multimilliardär Oleg Deripaska seinen Anteil am österreichischen Bauunternehmen Strabag, der derzeit bei 19,4 Prozent liegt, auf 25 Prozent plus eine Aktie aufstocken will, hat Strabag-Aktionäre sichtlich irritiert. Bei einer leicht positiven Gesamttendenz an der Wiener Börse fiel die Strabag-Aktie im Tagesverlauf um über ein Prozent – machte den Verlust am Schluss aber wieder wett.

Zu unklar scheint, was Deripaska will. „Keinen Kommentar“, gibt sich Deripaskas Sprecherin Irina Paschinkina auf Anfrage der „Presse“ wortkarg. Auch Strabag-Sprecherin Diana Neumüller-Klein weiß eigener Aussage zufolge nur, dass er die Aufstockung offenbar vorbereitet. „Ob und in welchem Ausmaß er seine Option ausübt, ist dem Konzern nicht bekannt.“

Nichts ist mehr wie früher

In der Nacht auf Donnerstag war bekannt geworden, dass Deripaska den Kauf vorsorglich bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angemeldet hat. Bis 15. Juli nämlich hat der Russe die Option, die Sperrminorität zurückzuerhalten.

Zurückzuerhalten deshalb, weil Deripaska die Sperrminorität ja schon einmal hatte – und zwar ab April 2007, als er als damals reichster Russe mit seinem notorischen Expansionsdrang auf Pump auch nach der Strabag griff. Der Strabag kamen seine Ambitionen damals zupass, dienten sie doch als Basis für die Russland-Story, die den Strabag-Börsengang begleitete.

Seither hat sich viel geändert. Die Finanzkrise traf Deripaskas Firmenimperium empfindlich. Hans-Peter Haselsteiner sowie Raiffeisen und Uniqa nahmen Deripaskas Anteil an der Strabag zurück und gewährten ihm die Option für den Rückkauf, die er Ende 2010 in einem Ausmaß von 17 Prozent auszuüben begann. Seither kaufte er sukzessive zurück. Sollte er die Sperrminorität erlangen, würde sich am Stimmverhalten aber nichts ändern, heißt es in Konzernkreisen: Zwischen Deripaskas Investmentvehikel Rasperia Trading Limited, der Haselsteiner-Stiftung, Raiffeisen und Uniqa nämlich bestehe ein Gleichordnungssyndikat, das mit seinem Anteil von 75 Prozent plus drei Aktien gleichstimmt.

Wenig Freude

Bei Strabag selbst dürfte sich die Freude über Deripaskas Comeback in Grenzen halten, wie ein Insider erklärt: Aus dem einst gehypten Türöffner in Russland, der unter dem Strich freilich nur den Auftrag für das Olympische Dorf in Sotschi gebracht habe, sei nämlich ein Bremser geworden, und zwar, weil Russlands Tycoons einander spinnefeind seien und daher ein Konzern mit Deripaska an Bord schlechtere Karten habe.

Auch beim Staat ist Deripaska längst nicht privilegiert. Der 46-Jährige, der heute mit geschätzten 6,5 Mrd. Dollar Platz 20 auf der russischen „Forbes“-Liste einnimmt, pflegt zwar Kontakt zu Machthabern, hat aber politisch keinerlei Einfluss. Auffällig, dass er in den vergangenen Jahren bei Großaufträgen den geschäftstüchtigen Weggefährten von Kremlchef Wladimir Putin aus Jugend- und KGB-Zeiten unterlegen ist.

Finger weg von Staatsaufträgen

Was daher Staatsaufträge für den russischen Straßenbau betrifft, so hat Strabag ohnehin die Reißleine gezogen, zumal die Vertragsmodelle für einen börsenotierten Konzern riskant wären. Nach jetzigem Stand wird Strabag also nicht mit 26 Prozent in Deripaskas Straßenbaufirma Transstroy einsteigen und daher die hinterlegten 70 Mio. Euro zurückerhalten. Ein Konnex mit Deripaskas geplanter Sperrminorität bei Strabag bestehe aber nicht, so Neumüller-Klein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2014)

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