Billa kapituliert in Italien

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

In der Krise kaufen viele Italiener beim Diskonter. Wer es sich leisten kann, bevorzugt regionale Händler. Da blieb Billa auf der Strecke.

Wien. Dass es gerade die genussliebenden Italiener sind, bei denen man sich mit Billa nicht durchsetzen konnte, muss Rewe-Chef Frank Hensel bitter aufstoßen. Immerhin hat man einiges investiert, Italien war bis dato Rewes größter Auslandsmarkt mit insgesamt 453 Standorten (neben Billa ist auch der Diskonter Penny stark vertreten) und über 7000 Beschäftigten.

Jetzt zieht sich Billa also gänzlich aus Italien zurück. 53 Filialen gehen an die französische Carrefour-Kette, für weitere 83 sucht man noch einen Abnehmer. Bis Mitte 2015 soll der Rückzug laut Rewe-Sprecherin Ines Schurin über die Bühne gegangen sein. Wie viel das den Konzern voraussichtlich kosten wird, darüber schweigt man.

2013 ist der Umsatz von Billa und Penny gesamt um 2,5 Prozent auf 1,92 Mrd. Euro zurückgegangen. Dabei haben die Penny-Märkte mit 311 Filialen im Vergleich zu den 126 Billa-Filialen mit einem Plus von 6,5 Prozent deutlich zugelegt. Billa hat den Konzern dennoch ins Minus gerissen. Probleme gab es in Italien aber schon länger: Bereits 2011 hat man sich mit Billa aus Mittel- und Süditalien zurückgezogen. 42 Filialen wurden damals abgestoßen.

In einem „Presse“-Interview 2013 bezeichnete Rewe-Chef Frank Hensel Italien als „herausfordernden Markt“, schloss einen Rückzug aus Norditalien aber aus. Jetzt argumentiert der Konzern den Schwenk damit, dass man es eben nicht geschafft habe, mit Billa die in Auslandsmärkten generell angestrebte Topposition zu erlangen.

Der italienische Lebensmittelmarkt ist im Vergleich zu Österreich, wo die zwei großen Player Rewe und Spar den Markt beherrschen, zersplittert (Coop ist mit 14 Prozent Marktführer, gefolgt von Conad und Carrefour Italia). Rewe bewegt sich mit einer Vielzahl weiterer Händler im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Italiener kaufen gern regional

„Mit wenigen Filialen in einer breiten Streuung hat man es schwer. Gerade weil das regionale Geschäft in Italien sehr stark ausgeprägt ist“, sagt Rewe-Sprecherin Schurin. Kleinere Händler, die regionale Produkte führen, können sich in Italien also durchaus gegen die nationalen und internationalen Ketten behaupten. Wer sich den Einkauf im Delikatessengeschäft ums Eck nicht leisten kann – und das sind in Krisenzeiten nicht wenige Italiener – geht lieber zum Diskonter.

Gut läuft es für Billa derzeit in Osteuropa. Auch dort hat man zum Teil mit bereits gesättigten Märkten zu kämpfen, wie etwa der Rückzug von Spar aus Tschechien zeigt. In Tschechien ist Rewe mit den Marktanteilen aber deutlich besser aufgestellt, als Spar es war. In Nordostitalien und Ferrara hingegen hat Spar traditionell die Nase vorn. Dort ist man seit Jahren Marktführer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FEATURE: BILLA
International

Rewe schließt alle Billa-Filialen in Italien

53 Märkte gehen an die italienische Carrefour-Tochter, 83 weitere Standorte sollen paketweise verkauft werden. Die 311-Penny-Standorte in Italien sollen hingegen bleiben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.