IWF fordert mehr Geld für Wachstum

(c) Reuters (GARY CAMERON)
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Der IWF kürzt seine Prognose und will, dass Staaten das billige Geld der Notenbanken investieren. Die BIZ warnt, dass die Geldschwemme eine Blase nährt.

Aix-en-Provence. Mini-Zinsen, Geldschwemme und ausgabefreudige Regierungen. Mit diesem Cocktail solle die Welt der schwächelnden Wirtschaft wieder auf die Beine helfen, sagte Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), am Sonntag auf einer Ökonomen-Konferenz in Aix-en-Provence. Ausbleibende Investitionen aus der Wirtschaft würden ihre Organisation zwingen, den Ausblick für die Weltwirtschaft zu senken. „Die Wirtschaft gewinnt an Fahrt, aber es könnte schlechter ausfallen als wir ursprünglich erwartet haben“, sagte die Französin. Im April hatte der IWF noch erwartet, dass die globale Wirtschaft heuer um 3,6 Prozent und 2015 um 3,9 Prozent wächst.

Regierungen sollten die günstigen Zinsen der Zentralbanken nutzen und ihre Infrastruktur erneuern, machte sie erneut Werbung für starke Eingriffe der Staaten. Wasser auf die Mühlen ihres Landsmanns François Hollande, der Europas Wirtschaft mit Staaatsausgaben stützen möchte.

Doch nicht alle Länder wären dazu gut genug aufgestellt, schränkte Lagarde ein. „Nur Länder mit niedrigen Schulden und hohem Wachstum können sich diese Investitionen leisten.“ Frankreich zählt in ihren Augen nicht dazu. Sie setzt eher auf Deutschland, Großbritannien oder die Vereinigten Staaten von Amerika.

Bank der Banken ist alarmiert

Es gibt aber auch kritische Stimmen, die vor der Mischung aus Niedrigzinspolitik der Notenbanken und hohen Staatsausgaben warnen. Am gewichtigsten war wohl die Warnung der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, der Mutter aller Zentralbanken. Sie warnte die Notenbanken aus den USA, Europa und Großbritannien davor, die lockere Geldpolitik ungebremst weiterzuführen. Fed und EZB würden die Zinsen „zu langsam und zu spät“ anheben, kritisierte die BIZ. Damit steige die Gefahr, dass sich irgendwo auf der Welt wieder eine gefährliche Blase aufpumpe. Die Angesprochenen lässt das kalt. „Ich glaube nicht, dass die Menschen jetzt mit einem Anheben der Zinsen einverstanden wären“, ließ EZB-Präsident Mario Draghi ausrichten. Kollege Jon Cunliffe von der Bank of England assistierte: Eine straffere Geldpolitik würde die Konjunktur abwürgen und sei das „absolut letzte Mittel“.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Mitarbeiter der BIZ, die den Zentralbanken gehört, mit ihren Bossen uneins ist. Im Jahr 2003 forderten die BIZ-Ökonomen Claudio Borio und William White höhere Zinsen von den Notenbanken, um eine Blase an den Immobilien-Märkten zu verhindern. Auch damals haben die Notenbanker die Warnung ignoriert. (auer/ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2014)

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