Vatikan-Bank wird massiv zusammengestutzt

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Vatikan BankAPA/EPA/PRESS PHOTO IOR / HANDOU
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Die skandalgeschüttelte Vatikan-Bank soll ihre Investment-Aktivitäten abgeben und in Zukunft vor allem Zahlungsdienste für den Vatikan erledigen. Ein Franzose soll die Leitung der Bank übernehmen.

Die skandalgeschüttelte Vatikan-Bank soll Insidern zufolge deutlich zusammengestutzt werden. Die Investment-Aktivitäten würden im Zuge der Neustrukturierung abgegeben, verlautete am Montag aus Vatikan-Kreisen. Das Geldhaus solle in ein Institut verwandelt werden, das vor allem Zahlungsdienste für die katholische Kirche erledige. Auch das Vermögen des Heiligen Stuhls solle künftig von einem neuen Bereich verwaltet werden.

Franzose soll neuer Chef werden

Außerdem kommt es zu einem Wechsel an der Spitze. Nach eineinhalb Jahren unter der Leitung des deutschen Managers Ernst von Freyberg wird das Wirtschaftssekretariat des Vatikans am Mittwoch den neuen IOR-Rat vorstellen, der die Führung der Vatikanbank übernimmt.

Von Freybergs Amtszeit wäre eigentlich erst im Dezember 2015 ausgelaufen. Als aussichtsreichster Nachfolger für das Amt des IOR-Präsidenten gilt der französische Finanzier Jean-Baptiste de Franssu, der laut Medienberichten den angebotenen Posten bereits angenommen hat. De Franssu sei vom australischen Kardinal George Pell gewählt worden, der seit Februar das von Papst Franziskus eingerichtete Wirtschaftssekretariat führt.

Der 55-jährige von Freyberg war im Februar 2013 noch vom inzwischen emeritierten Papst Benedikt XVI. berufen worden, um nach den Diskussionen der vergangenen Jahre die Vatikanbank zu sanieren, transparenter zu machen und internationale Standards einzuführen. Unter seiner Führung wurden Hunderte von Konten der Vatikanbank geschlossen und Ermittlungen eingeleitet. Zudem setzte von Freyberg strenge Regeln im Kampf gegen Geldwäsche durch, unter deren Verdacht die Bank gekommen war.

Die Vatikanbank IOR befindet sich nach Worten von Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Phase des Übergangs und der natürlichen Entwicklung. "Der Beitrag von Präsident Ernst von Freyberg wird weiterhin sehr geschätzt und sehr positiv bewertet", betonte Lombardi vergangene Woche. Auch in den kommenden Monaten sollen weitere Schritte unternommen werden, um die Mittel im Kampf gegen Geldwäsche zu verbessern und eine noch stärkere Offenheit zu garantieren.

Schönborn beaufsichtigt Vatikanbank

Das IOR steht unter der Aufsicht einer Kardinalskommission, zu deren Mitgliedern seit Jänner auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, zählt. Der Papst hat ebenso eine Kommission unter Leitung von Kurienkardinal Raffaele Farina eingesetzt, die dem Heiligen Vater Reformvorschläge für das IOR vorlegen soll.

Jahresergebnis 2013

Die Vatikanbank IOR hat das Jahr 2013 mit einem Nettogewinn von 2,9 Millionen Euro abgeschlossen, das sind 83,7 Millionen weniger als 2012. Der Trend wird als "zufriedenstellend" bezeichnet. Das Jahresergebnis 2013 wurde stark von außerordentlichen Umständen beeinflusst, unter anderem Schwankungen beim Wert des Goldes.

Die Vatikanbank verwaltet Einlagen in Höhe von 6,3 Milliarden Euro. Das vom IOR verwaltete Nettovermögen betrug am 30. Juni 2014 775,4 Millionen Euro. Die Vatikanbank hat 3.355 Konten geschlossen, 2.600 davon waren nicht mehr aktiv. 2.100 Konten wurden vorübergehend eingefroren, da noch Informationen über die Kontoinhaber fehlen.

(APA/Reuters)

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