Bundesbank liegt bei Goldrückholung „voll im Plan“

File of 24 karat gold bars are seen at the United States West Point Mint facility in West Point, New York
File of 24 karat gold bars are seen at the United States West Point Mint facility in West Point, New YorkReuters
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Entgegen anders lautenden Meldungen hält die Deutsche Bundesbank an der Rückholung von insgesamt 674 Tonnen Gold aus New York und Paris fest. Bis 2020 soll die Hälfte des deutschen Goldes in Frankfurt sein.

Frankfurt/Wien. An diesem Wochenende, wenn das Land aus Fußballgründen ohnehin in Schwarz-Rot-Gold geschmückt sein wird, lädt die Deutsche Bundesbank in Frankfurt zum Tag der offenen Tür. Es ist die erste derartige Einladung an die Öffentlichkeit in der Geschichte der Bundesbank. Erstmals werden Besucher dabei auch Gelegenheit haben, einen Barren aus dem zweitgrößten Goldschatz der Welt anzufassen – in einer Plexiglasvitrine mit kreisrundem Armloch und unter der strengen Beobachtung des Sicherheitsdienstes.

Der betreffende 12,5-Kilo-Barren hat einen aktuellen Gegenwert von rund 400.000 Euro. Die Aktion ist Teil einer neuen Transparenzstrategie der Bundesbank in Sachen Gold. Und Transparenz ist derzeit auch bitter nötig. In der Bundesrepublik herrscht nämlich große Verwirrung, nachdem in einem Artikel der Nachrichtenagentur Bloomberg behautet wurde, Deutschland würde nun doch auf eine Rückholung seiner Goldreserven aus New York verzichten.

300 Tonnen aus New York

Etwa zwei Drittel der 3387 Tonnen deutschen Goldes lagern derzeit noch im Ausland – fast die Hälfte davon in New York bei der dortigen Zweigstelle der US-Zentralbank Federal Reserve. Schon Anfang 2013 legte die Bundesbank ein neues Lagerstellenkonzept vor: Bis 2020 will man die Hälfte des deutschen Goldes in Frankfurt lagern. Schrittweise sollen 300 Tonnen aus New York und 374 Tonnen aus Paris nach Deutschland geholt werden.

Ende Juni war dann plötzlich wieder alles anders. Bloomberg berichtete, dass Deutschland die Goldrückholung aus den USA nun nicht mehr für nötig erachte – unter Berufung auf Aussagen des CDU-Politikers Norbert Barthle. Nur haben Politiker und Nachrichtenagentur diese Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Deutsche Bundesbank ist der Politik nämlich nicht weisungsgebunden, sie verwaltet die Währungsreserven (zu denen auch das Gold gehört) souverän und hält wie geplant an der Rückholung fest, wie eine Bundesbank-Sprecherin am Freitag gegenüber der „Presse“ bestätigte.

„Wir liegen voll im Plan und werden den Zeitplan einhalten können“, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele im Vorfeld des Tages der offenen Tür. Der Transport der Goldbarren läuft äußerst schleppend. 2013 wurden nur 37 der insgesamt geplanten 674 Tonnen aus New York und Paris nach Frankfurt geliefert. Heuer sollen wieder 30 bis 50 Tonnen ankommen. Da viele der überführten Barren nicht mehr den aktuellen Standards entsprechen, werden sie von der Bundesbank umgeschmolzen. Das hat den indirekten Vorteil, dass man sich so auch vergewissern kann, dass Amerikaner und Franzosen tatsächlich Gold liefern und nicht etwa vergoldetes Wolfram. Und siehe da: „Bei dem bisher nach Deutschland verlagerten Gold war alles so, wie es sein soll“, so Thiele.

Österreichs Gold ist in London

Österreich hat über 280 Tonnen Gold, die Eurozone gemeinsam rund 10.000 Tonnen. Die USA selbst haben rund 8000 Tonnen. Nur ein kleiner Teil des österreichischen Goldes befindet sich in Wien – rund 50 Tonnen. Knapp sieben Tonnen sind in der Schweiz gebunkert, der Großteil des Goldes liegt aber bei der Bank of England in London. Eine Rückholung ist derzeit aber nicht geplant. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2014)

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