Handynutzer machen Facebook reich

(c) Bloomberg (Simon Dawson)
  • Drucken

Jeder zwanzigste Werbedollar im Internet landet in den Kassen von Facebook. Vor allem an mobilen Nutzern verdient das Netzwerk. Der Aktienwert hat sich seit dem Börsegang verdoppelt.

San Francisco. Zwei Jahre nach dem Börsengang zieht Facebook-Gründer Mark Zuckerberg seinen Zweiflern den Boden unter den Füßen weg. Das mit 1,32 Milliarden Nutzern weltgrößte Online-Netzwerk wächst nicht nur viel schneller als erwartet, es verdient mit seinen Nutzern auch viel mehr Geld als Kritiker vermutet haben. Der Gewinn fuhr im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 140 Prozent auf 791 Millionen US-Dollar (587,45 Millionen Euro) in die Höhe, wie das Unternehmen mitteilte.

Die Reaktion der Anleger ließ nicht lange auf sich warten: Die Facebook-Aktien legten nach handelsstart um mehr als sieben Prozent zu und kletterten zwischenzeitlich auf den Rekordstand von 77 Dollar. Damit wäre Facebook an der Börse gut 190 Milliarden Dollar wert – etwa so viel wie der Technologie-Riese IBM.

Achillesferse wird zur Stärke

Die Papiere des Unternehmens haben sich seit dem Börsengang im Mai 2012 damit annähernd verdoppelt. Das gilt freilich nur für die wenigen auserwählten Investmentbanken (und deren besten Kunden), die tatsächlich Facebook-Aktien zum Ausgabekurs ergattern konnten. Die meisten Kleinanleger, die von Beginn an dabei sein wollten, mussten auch vor zwei Jahren schon deutlich mehr bezahlen.

Interessant ist aber, womit Facebook seinen Gewinn in den vergangenen Monaten so stark steigern konnte. Denn just die vermeintliche Achillesferse, das Werbegeschäft auf Smartphones und Tablets, entwickelt sich derzeit prächtig. Investoren hatten ursprünglich Zweifel, ob das Geschäftsmodell von Facebook funktionieren könne und genug Werbeerlöse anfallen würden. Noch im Börsenprospekt musste das Unternehmen sogar ausdrücklich davor warnen, dass es mit mobilen Nutzern keinen Cent verdiene.

Zwei Jahre später sieht das gänzlich anders aus: Die 1,5 Millionen Werbekunden des Unternehmens gaben im abgelaufenen Quartal um 150 Prozent mehr Geld für Facebook-Werbungen auf mobilen Geräten aus. Sie steuerten damit bereits 62 Prozent der Gesamterlöse bei.

Weniger und teurere Werbung

Von ausgabefreudigeren Werbekunden konnte in der Vorwoche bereits Internetkonzern Google bei der Präsentation seiner Quartalszahlen berichten. Doch während der Suchmaschinengigant seine Online-Werbeanzeigen um sechs Prozent billiger geben musste, konnte Facebook den Preis für Werbungen auf seiner Seite sogar erhöhen. Facebook und Google rangeln derzeit um den Werbekuchen anderer Internetunternehmen wie etwa Yahoo, das in der Vorwoche einen Umsatzrückgang vermelden musste. In Summe nahm Facebook schon im Vorjahr jeden zwanzigsten Werbedollar ein, der für Internetanzeigen ausgegeben wurde, errechnete der Marktforscher EMarketer. Das gesamte digitale Werbevolumen soll heuer von 120 Milliarden auf 140 Milliarden US-Dollar anwachsen.

Andere IT-Firmen verlieren

Facebooks starke Stellung lässt sich auch an der jüngeren Entwicklung der Aktienkurse der Technologieunternehmen ablesen. Während die Aktien des Online-Netzwerks in den vergangenen zwölf Monaten um 173 Prozent gestiegen sind, haben sich viele andere IT-Unternehmen noch nicht vom 19-Prozent-Absturz des Dow Jones Internet Index erholt, der im Mai begann.

Am härtesten getroffen hat es Twitter und Groupon mit Rückgängen von über 40 Prozent im heurigen Jahr. Für den Kurznachrichtendienst Twitter könnte die Luft damit eng werden. Kommende Woche will das Unternehmen seine neueste Bilanz vorlegen. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.