Kalifornien: Dürre lässt Wasserpreise explodieren

THEMENBILD: DUeRRE / TROCKENHEIT / LANDWIRTSCHAFT
THEMENBILD: DUeRRE / TROCKENHEIT / LANDWIRTSCHAFT(c) APA/ROLAND SCHLAGER
  • Drucken

In Amerikas Kornkammer wird das Wasser knapp, Bauern zahlen teilweise den zehnfachen Preis des letzten Jahres. Das wird die hohe Teuerung beim Essen weiter anheizen.

Sacramento/Wien. Der westliche US-Bundesstaat Kalifornien steckt bereits im dritten Jahr einer Rekorddürre – und die Folgen sind dramatischer denn je. In der Landwirtschaft explodieren die Wasserpreise, nachdem der Staat seine Wasserlieferungen an die landwirtschaftlichen Betriebe drosseln musste. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge sind allein in der Region Central Valley die Wasserpreise im Vergleich zum Vorjahr um das Zehnfache gestiegen.

Kostete ein „acre-foot“ Wasser (ca. 1233 Kubikmeter bzw. 1,2 Mio. Liter) vergangenes Jahr noch 140 Dollar (104 Euro), so mussten die Farmer heuer bis zu 1100 Dollar (818 Euro) bezahlen.

Die kalifornischen Farmer sind in Genossenschaften organisiert, den sogenannten „water districts“ – sie kaufen und verkaufen Wasser zu flexiblen Preisen. Dieses Wasser ist normalerweise die Ergänzung zu dem Wasser, das Bundesstaat und Zentralregierung liefern. Wegen der anhaltenden Dürre mussten diese Lieferungen aber zurückgefahren werden. 80 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs des Staates gehen aufs Konto der Landwirtschaft.

Kalifornien ist nach Einwohnern der größte Bundesstaat der USA – und Heimat für mehr als 80.000 landwirtschaftliche Betriebe. 82Prozent des Staatsgebiets sind von der Dürre betroffen. Das Central Valley ist die weltweit produktivste Landwirtschaftsregion, und in Kalifornien werden die Hälfte aller Früchte und Nüsse sowie die Hälfte des Gemüses für die gesamten Vereinigten Staaten angebaut. Privatpersonen ist es inzwischen sogar verboten, ihr Auto mit dem Schlauch zu waschen: 500 Dollar beträgt die Strafe.

Wettstreit ums Wasser

Hauptgrund für die steigenden Wasserpreise sind die Rationierungsmaßnahmen der Zentralregierung in Washington. Normalerweise versorgt das US-Innenministerium über sein „Bureau of Reclamation“ ca. ein Drittel des landwirtschaftlich genutzten Landes mit Wasser. Diese Lieferungen will man aber bis auf Weiteres dramatisch drosseln und maximal 75 Prozent des ursprünglich versprochenen Wassers liefern. Der Ergebnis: Nur jene Farmer mit den ältesten „Wasserrechten“, die teilweise aus der Zeit vor 1914 stammen, bekommen überhaupt Wasser geliefert – aber nur 50 bis 75 Prozent der ihnen eigentlich zugewiesenen Menge.

„Diejenigen mit jüngeren Wasserrechten bekommen oft gar nichts geliefert, weil nicht genug Wasser in den Reservoirs ist, um den Bedarf zu decken“, sagte Mat Maucieri, ein Sprecher des Innenministeriums, der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Diese Farmer liefern sich deswegen jetzt einen Wettstreit via der Wassergenossenschaften. Das Ziel: den Betrieb aufrechtzuerhalten, auch wenn in diesem Jahr wegen der erhöhten Wasserpreise kein großer Gewinn abgeworfen wird. Besonders dramatisch ist die Lage in Südkalifornien. Dort liegen die Wasserpreise schon zwischen 1000 und 2000 Dollar pro „acre-foot“. Im nördlich gelegenen Sacramento Valley haben sich 50 Reisbauern zusammengetan. Sie wollen auf einen Teil ihrer Ernte verzichten, um Wasser in den Süden zu verkaufen – zum doppelten Preis. Aber Farmer, die auf das Überleben ihrer Bäume angewiesen sind, können sich den Luxus nicht leisten, diese eine Saison lang nicht zu gießen. Zwar „opfern“ manche ältere Bäume, um die jungen zu retten. Aber viele Farmer bezahlen die erhöhten Preise.

Geldpolitik nicht hilfreich

Sie werden sich mit Sicherheit auch auf die Preise für Nahrungsmittel durchschlagen. Und diese steigen jetzt bereits rasant – die Inflationsrate für Nahrungsmittel in den USA hat seit Jahresbeginn stark zugelegt. Schon im Mai sind die Nahrungsmittel um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr teurer geworden. Frische Früchte, wie sie in Kalifornien angebaut werden, sind um dramatische 22 Prozent im Preis gestiegen, Fleisch und Eier um mehr als zehn Prozent.

Dazu trägt neben der Dürre aber auch die extrem lockere Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve bei. Und wie bei der Dürre ist auch für diesen Preistreiber kein Ende in Sicht. (jil/Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.