Riskante High-Yield-Bonds

Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchange
Traders are pictured at their desks in front of the DAX board at the Frankfurt stock exchangeREUTERS
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Anleihen von Firmen mit schlechter Bonität werfen kaum noch hohe Zinsen ab. Steigende Ausfallquoten oder starke Abflüsse aus Fonds könnten die Rallye abrupt stoppen.

Da man mit sicheren Staats- anleihen kaum hohe Renditen bekommt, weichen die Investoren zunehmend auf High-Yield-Bonds aus. Das bedeutet wörtlich „Hochzinsanleihen“. Tatsächlich handelt es sich um Schuldverschreibungen angeschlagener Unternehmen mit relativ hohen Zinsen bei relativ hohem Ausfallrisiko. Nach der Finanzkrise betrug der Unterschied zur Verzinsung von deutschen Staatsanleihen etwa zwanzig Prozentpunkte. Jetzt sind es drei bis vier.

In der gegenwärtigen Niedrigzinsphase erscheinen vielen Anlegern 4,5 Prozent Bruttozinsen attraktiv genug, um in solche High-Yield-Papiere oder einschlägige Fonds zu investieren. Zieht man jedoch Steuern und Spesen ab und rechnet das Ausfallrisiko gegen, komme man nur auf etwa 1,5 Prozent, rechnet Heinz Mayer, Vorstandsmitglied bei der Schoellerbank, vor. Und das auch nur dann, wenn die Ausfallwahrscheinlichkeit auf einem so niedrigen Niveau wie derzeit verharre. „Doch auch die Default-Raten unterliegen Zyklen.“ Und momentan sei man in einer niedrigen Phase.

Lange gut gelaufen. Im Anleihenbereich hält er derzeit inflationsgebundene Papiere für attraktiver. Diese seien jetzt günstig zu haben, da Inflation gegenwärtig kein Thema sei. Hier könne man antizyklisch investieren. Auch mit ausgewählten Aktien sei man besser dran als mit High-Yield-Bonds. „Das Risiko ist genauso hoch, aber die Chancen sind bei Aktien wesentlich größer.“ Vor allem in den asiatischen Schwellenländern sieht Mayer derzeit gute Investitionsgelegenheiten.

Dass High-Yield-Anleihen sich noch immer so hoher Nachfrage erfreuen, obwohl sie schon so teuer geworden sind, erklärt er wie folgt: „Sie sind gefragt, weil sie teuer geworden sind.“ Viele Anleger würden die Performance der vergangenen Jahre als Entscheidungshilfe nehmen, und sie war bei High-Yield-Papieren hoch.

Andrei Gorodilov ist Fondsmanager des Fidelity European High Yield Fund. Er hält eine Rendite „im mittleren bis hohen einstelligen Bereich in diesem Jahr für möglich“, wie er in einer Aussendung erklärt. Doch werde diese Rendite vor allem aus den Zinsen kommen. Das Kurspotenzial stoße an seine Grenzen. Auch Gorodilov sieht die Gefahr, dass einige Anleihebewertungen die Fundamentaldaten und die schlechtere Qualität vieler Neuemissionen nicht ausreichend reflektierten.

In Europa sei diese Gefahr jedoch weniger stark ausgeprägt, meint er. Die anhaltenden Zuflüsse in die Assetklasse stammten aus einer stärker diversifizierten Investorenbasis als bisher: Das Interesse institutioneller Kunden, aber auch Zuflüsse aus Asien und Lateinamerika haben zugenommen. Doch bestehe die Gefahr, dass es bei nachlassendem Anlegerinteresse schnell zu Kursverlusten kommt und Anleger daher ihr Geld zurückwollen. „Ich halte deshalb im Fonds immer eine Cashquote zwischen fünf und zehn Prozent, um nicht gezwungen zu sein, Positionen überstürzt verkaufen zu müssen“, erklärt er seine Strategie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2014)

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