Teuerung: Deutsche Inflation sinkt weiter

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Die Preise steigen in Deutschland so langsam wie seit vier Jahren nicht. Die Bundesbank fordert höhere Löhne, um die Inflation wieder anzutreiben.

Berlin/Frankfurt. Deutschland „leidet“ unter einer anhaltend niedrigen Inflationsrate. Während in Österreich die Preise (vor allem dank der stark steigenden Steuern und Gebühren) schneller wachsen als irgendwo anders in der Eurozone (zuletzt 1,9 Prozent), verzeichnet die größte Euro-Volkswirtschaft eine Inflationsrate von nur 0,8 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit 2010.

Niedrige Inflationsraten sind zwar positiv für die Konsumenten, da Produkte sich nicht allzu rasant verteuern – werden von vielen Ökonomen aber als Zeichen der Schwäche in der Konjunktur bewertet. Vor allem auch, weil es das offizielle Ziel der Europäischen Zentralbank EZB ist, die Teuerung nahe bei, aber unter zwei Prozent zu halten. Ein Ziel, das die Notenbank derzeit verfehlt. Die Inflationsrate ist in Deutschland sogar so niedrig, dass selbst die traditionell sehr auf eine Hartwährungspolitik ausgerichtete Deutsche Bundesbank Sorgen anmeldet.

Anders als Japan

Nach Chefvolkswirt Jens Ulbrich und EZB-Vertretern hat nun auch Bundesbank-Chef Jens Weidmann deutliche Lohnsteigerungen von rund drei Prozent gefordert – um die Inflation in Deutschland wieder in Gang zu bekommen.
Das würde dem Inflationsziel von zwei Prozent plus einem Prozent Produktivitätswachstum entsprechen, so Weidmann gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Es gebe in einer Reihe von Branchen und Regionen praktisch Vollbeschäftigung, und es häuften sich Meldungen über Arbeitskräftemangel, sagte Weidmann.

„Insofern liegt es in der Natur der Sache und ist auch zu begrüßen, dass die Arbeitsentgelte wieder stärker steigen als zu Zeiten, in denen die deutsche Wirtschaft in deutlich schlechterer Verfassung war“, so Weidmann weiter.

Die Bundesbank steht innerhalb des EZB-Direktoriums unter gehörigem Druck, ihre Hartwährungspolitik aufzuweichen. Weidmanns neuer Vorstoß passt aber dennoch ins Konzept: Bei der Bundesbank glaubt man nicht an die „Erzeugung“ von Inflation durch Geldpolitik, wie man es in Japan versucht. Deshalb die Forderung nach steigenden Löhnen.    (Ag./jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2014)

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