Russland-Konflikt: IWF warnt vor Auswirkungen auf Österreichs Banken

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Gemessen an ihrer Größe sind Österreichs Banken in Russland besonders stark engagiert, so der IWF. Doch die heimischen Banker beruhigen. Auch die Moskauer Börse legt zu.

Wien. Österreichs Banken stehen wieder im internationalen Fokus. Der Internationale Währungsfonds hat nun den sogenannten „Spillover Report 2014“ veröffentlicht. Dabei geht es um das Überschwappen von geopolitischen Krisen auf andere Länder. Der Bericht beschäftigt sich auch mit den Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Um Moskau zum Einlenken zu bringen, einigten sich die EU-Mitglieder auf weitreichende Sanktionen gegen die russische Wirtschaft.

Der IWF warnt davor, dass sich im Zuge der Krise die Qualität von russischen und ukrainischen Krediten verschlechtert. Daher seien die kreditgebenden Banken mit erhöhten Ausfallrisken konfrontiert. Laut IWF-Bericht seien Österreichs Banken gemessen an ihrer Größe am stärksten in Russland exponiert. Kommt es bei Österreichs Banken zu Problemen, könnte sich das auf deren Bereitstellung von Krediten in Osteuropa auswirken. Neben österreichischen sind nach Angaben des IWF auch französische, italienische und schwedische Banken relativ stark in Russland engagiert.

Milliardenkredite in Russland

Namen von Banken werden in dem Bericht nicht genannt. Die Bank Austria hat in Russland Kredite von zwölf Milliarden Euro ausständig, bei der Raiffeisen Bank International (RBI) sind es 9,4 Milliarden Euro. Die Erste Bank ist in Moskau nicht vertreten. Wie wichtig das Russland-Geschäft ist, zeigt auch eine Statistik der Oesterreichischen Nationalbank. Vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 machten Österreichs Banken in allen osteuropäischen Ländern Gewinne. Dies hat sich mittlerweile geändert. Im Vorjahr stammte der Großteil der Gewinne aus wenigen Ländern. Die größten Ertragsbringer waren Russland und Tschechien.

Trotzdem dürften Österreichs Banken in der Russland-Causa mit einem blauen Auge davonkommen. Denn sie sind von den Sanktionen nicht direkt betroffen. Die USA haben mit Ausnahme der Sberbank alle großen russischen Staatsbanken mit Sanktionen belegt. Und die EU schneidet Russland teilweise von den EU-Finanzmärkten ab. So dürfen sich russische Staatsbanken kein Geld mehr an westeuropäischen Börsen holen. Dies schadet der Wirtschaft, weil den russischen Instituten weniger Geld für Kredite zur Verfügung steht. Der IWF sagt Russland für heuer nur ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent voraus. Österreichs Banken werden daher in Russland weniger Geschäft machen.

Doch am meisten fürchten sich die österreichischen Bankchefs vor russischen Vergeltungsmaßnahmen. Das Schlimmste wäre, wenn in Moskau Einschränkungen für westliche Banken und Firmen beschlossen würden. Vorerst hat Russland nur Obst- und Gemüseimporte aus Polen gestoppt.

Österreichs Banken hoffen, dass Putin vom Westen nicht noch mehr gereizt wird. Deutschland kündigte allerdings an, dass Russland ohne ein Einlenken in der Ukraine-Krise mit weiteren Sanktionen rechnen müsse.

Raiffeisen: Geringe Folgen

Die Bank Austria äußerte sich am Mittwoch nicht zu Russland. Und Raiffeisen beruhigt: „Die neuen EU-Sanktionen werden sich – den derzeitig vorliegenden Informationen folgend – im Wesentlichen auf den Zugang bestimmter staatlicher russischer Finanzinstitutionen zum Kapitalmarkt beschränken. Die Auswirkungen auf die RBI-Gruppe wären in diesem Fall gering“, heißt es. Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer, erwartet jedoch, dass Österreichs Exporte nach Russland heuer um 20 Prozent zurückgehen werden. Russland spielt die Sanktionen herunter. Moskauer Zeitungen schreiben, die Maßnahmen würden wenig bewirken. Die vom EU-Bann betroffenen Banken betonten, sie könnten bei Bedarf auf andere Märkte und Währungen ausweichen.

Im asiatisch-pazifischen Raum verhängten nur Japan und Australien ähnliche Strafmaßnahmen. In großen asiatischen Finanzzentren wie Hongkong, Singapur, Schanghai, Seoul und Mumbai gibt es keine Restriktionen für die russische Wirtschaft. Vor allem China ist weiterhin ein wichtiger Verbündeter Russlands.

Die wichtigsten Leitindizes an der Moskauer Börse legten am Mittwoch um mehr als zwei Prozent zu. Am Nachmittag wurde jedoch laut Reuters der Handel ohne Angabe von Gründen vorübergehend unterbrochen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2014)

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