Siemens nützt Schwung der Industrie

President and Chief Executive Officer of Siemens AG Joe Kaeser and Mitsubishi Heavy Industries Chief Executive Shunichi Miyanaga (R) leave after a meeting with French government at the Elysee Palace in Paris
President and Chief Executive Officer of Siemens AG Joe Kaeser and Mitsubishi Heavy Industries Chief Executive Shunichi Miyanaga (R) leave after a meeting with French government at the Elysee Palace in Paris(c) REUTERS (PHILIPPE WOJAZER)
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Konzernchef Joe Kaeser warnt vor Folgen der geopolitischen Spannungen auf das ohnedies schwächelnde Europa. Nach Osram kommt die Hörgerätesparte an die Börse.

München. Noch fürchtet Siemens keine gravierenden Auswirkungen auf das Geschäft durch die Spannungen in Russland, der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Staatspleite in Argentinien. Dennoch warnt Konzernchef Joe Kaeser vor den generellen konjunkturellen Folgen. Die geopolitischen Spannungen seien „ein ernstes Risiko für das Wachstum in Europa“, sagte Kaeser am Donnerstag bei der Präsentation der Dreivierteljahreszahlen.

Das gute Ergebnis zog die Siemens-Aktie am Vormittag mit einem Plus von gut zwei Prozent an die Spitze des DAX. Der deutsche Elektronikriese profitierte vor allem im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2013/14 von der Belebung der Industriekonjunktur gleich in mehreren Sparten. Außerdem schlug im Vorjahreszeitraum das Sparprogramm mit 400 Mio. Euro belastend zu Buche, während heuer die Lasten für missratene Projekte vergleichsweise gering ausfielen. Der größte Brocken sind die verspäteten Windparks in der Nordsee sowie ein verpatztes Hochspannungsprojekt in Großbritannien – macht in Summe Belastungen von 155 Mio. Euro.

Während die Gewinne in der Medizin- und der Energietechnik leicht zurückgingen, legten die Segmente Infrastruktur und Städte (I&C) sowie Industrie kräftig zu. Der I&C-Bereich profitierte vorwiegend von erfolgreichen Zulieferungen, der Industriesektor bekommt die anziehende Konjunktur zu spüren. Vor allem die kurzzyklischen Geschäfte hätten zugelegt, hieß es bei Siemens.

Ein Fünftel mehr Gewinn

Bei einem um drei Prozent auf 52 Mrd. Euro gesunkenen Umsatz verbesserte sich der Gewinn aus fortgeführten Aktivitäten um 26 Prozent auf 3,9 Mrd. Euro. Unter dem Strich verdiente Siemens in den ersten drei Quartalen vier Mrd. Euro – ein Fünftel mehr als vor Jahresfrist. Damit nahm der Technologiekonzern zwar weniger ein als von Analysten erwartet, er verdiente aber besser.

Kaeser bekräftigte die Prognose für das gesamte Geschäftsjahr: Demnach erwartet er einen stagnierenden Umsatz. Das Ergebnis je Aktie soll indes um mindestens 15 Prozent zulegen. Kaeser wies jedoch darauf hin, dass das Energietechnikgeschäft in den kommenden Quartalen vor Herausforderungen stehe.

Es ist das vorletzte Mal, dass Siemens seine Zahlen in der bestehenden Struktur vorlegt. Ab dem neuen Geschäftsjahr 2014/15, das im Oktober beginnt, stellt der Konzern die Berichterstattung gemäß den Umbauplänen von Kaeser um. Er will sein Haus profitabler machen und schafft die aktuell vier Sektoren sowie regionale Ebenen ab. Davon sind mehr als 11.000 Beschäftigte betroffen. Genaue Zahlen zum angekündigten Personalabbau nannte Kaeser am Donnerstag allerdings nicht.

Im Zuge der Neuausrichtung spaltet Siemens – nach dem Leuchtenhersteller Osram – eine weitere Sparte ab. Es geht um die Hörgerätesparte, für die ein Börsegang oder ein Spin-off geplant ist. Demnächst sollen Investmentbanken ausgewählt werden. Die Erlöse aus einem möglichen Börsegang könnten die Sonderlasten ausgleichen, meinte Kaeser.

Sanktionen strikt einhalten

Was die Sanktionen gegen Russland betrifft, werde sich Siemens strikt an die EU-Vorgaben halten, machte Kaeser deutlich. Das habe er auch Russlands Präsident Wladimir Putin bereits gesagt. Siemens setzt rund zwei Mrd. Euro jährlich in Russland um. So gut wie nicht ins Gewicht falle indes Argentinien. Dort setzt Siemens laut Finanzvorstand Ralf Thomas einen dreistelligen Millionenbetrag um – vorwiegend im Geschäft mit staatsfernen Firmen. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2014)

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