Geldpolitik: Russland und Indien rücken näher zusammen

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Die BRICS-Mitglieder Russland und Indien wollen ihren Handel in Zukunft in den Landeswährungen Rubel und Rupie abwickeln. Es ist ein weiterer Schritt des aufstrebenden Blocks weg von der Dominanz des US-Dollar.

Wien/Moskau/Neu Delhi. Es ist eine überaus trockene, bürokratische Angelegenheit – und doch hat sie internationale politische Brisanz. Die beiden BRICS-Staaten Indien und Russland haben bei einem Treffen der Zentralbanken und Regierungen ihrer Länder die Arbeit an einem Währungsabkommen beschlossen, das Russland und Indien unabhängiger von der Dominanz des US-Dollar im internationalen Handelsverkehr macht.

Dieser Prozess der „De-Dollarization“ (etwa „Entdollarisierung“) hat erst zuletzt einen weiteren wichtigen Schub bekommen, als sich die BRICS-Länder in Brasilien auf die Gründung einer eigenen Entwicklungsbank und eines Währungsfonds geeinigt hatten. Die neuen Institutionen, die in Shanghai beheimatet sein sollen, haben anfänglich ein Kapital von 150 Mrd. Dollar und werden größtenteils von China dominiert, dem größten Land der BRICS-Gruppe, zu der neben Brasilien, Russland, Indien und China auch Südafrika gehört.

China is auch führend in Sachen „Entdollarisierung“. Der US-Dollar hat als Weltreservewährung mehrere wichtige Funktionen, die Washington finanzielle und politische Vorteile verschaffen. Es ist das Ziel der BRICS-Staaten, diese Dollarvorteile langsam abzubauen. Dafür müssen sie aber bilaterale Verträge schließen und ihre Zentralbanken sogenannte Währungs-Swaps vereinbaren. Heute wird der Großteil des internationalen Handels nämlich in Dollar abgewickelt.

Wenn man die Ereignisse auf das Brettspiel Monopoly überträgt, dann passiert hier im Grunde Folgendes: Seit rund 80 Jahren sind die USA in der Rolle der Bank tätig – aber auch als Spieler. Ihre Währung, der Dollar, war lange Zeit die einzig akzeptierte. Aber jetzt haben sich die anderen Spieler (die EU und die BRICS-Länder) zusammengetan und untereinander abgemacht, auch die Währung des jeweils anderen als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Damit verliert der Dollar langsam an Einfluss.

BRICS auch ohne Peking

Welches Volumen das Abkommen zwischen Indien und Russland haben wird, ist freilich bisher nicht bekannt. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der Zentralbanken soll jetzt die Details ausarbeiten. Dass ein Abkommen zwischen Russland und Indien geschlossen wird, zeigt aber, dass die BRICS-Staaten trotz der dominanten Stellung Chinas auch ohne Beteiligung Pekings näher zusammenrücken.

Trotzdem bleibt China tonangebend, will man doch die eigene Landeswährung Renminbi (Yuan) als einen möglichen Nachfolger des Dollar als Weltleitwährung etablieren. China hat Währungs-Swaps-Verträge schon mit Südkorea und Japan, aber auch mit europäischen Ländern wie Frankreich, Deutschland und Großbritannien abgeschlossen. In Europa liefern sich Paris, Frankfurt und London ein regelrechtes Wettrennen darum, welche Stadt der größte „Renminbi-Hub“ in Europa wird.

Beim Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Peking im Mai wurde darüber hinaus vereinbart, in Zukunft den gesamten Handel zwischen den beiden Ländern in Renminbi und Rubel abwickeln zu wollen. Unklar ist aber, ab wann dies in vollem Umfang geschehen soll.

Heißt: Die Richtung ist klar, nur der Fahrplan bleibt flexibel. Die Krise in der Ukraine und die Sanktionen des Westens gegen Russland haben die Kooperation der BRICS-Länder untereinander aber eindeutig beschleunigt. Europa sitzt dabei zwischen den Stühlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

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