Übernahme: Mobilfunk-Rebell will US-Markt aufmischen

(c) REUTERS (RICK WILKING)
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Der französische Milliardär Xavier Niel liefert sich mit Softbank ein Match um T-Mobile US.

Ort/Agentur. Bei seinem Aufstieg vom Eigentümer eines Online-Sexdienstes zu einem der reichsten Männer Frankreichs und Besitzer des Billiganbieters Iliad hat Xavier Niel viel riskiert. Jetzt setzte er den waghalsigsten Schritt: Niel hat ein Kaufoffert für die T-Mobile US abgegeben und versetzt damit die Branche weltweit in Aufregung.

Niel legt sich mit seinem Angebot über 33 Dollar je Aktie – 15 Mrd. Dollar für 57 Prozent – nämlich mit dem japanischen Milliardär Masayoshi Son an. Dessen Gesellschaft Softbank, der der drittgrößte US-Anbieter Sprint gehört, ist seit Langem an T-Mobile US dran und bietet 40 Dollar je Aktie.

Niel hat eine Trumpfkarte: Die Übernahme von T-Mobile US durch Iliad würde auf dem US-Handymarkt nichts ändern und hätte daher größte Chancen für eine Genehmigung durch die Kartellbehörden. Die Deutsche Telekom äußerte sich dazu nicht, aber aus Konzernkreisen hieß es, dass das Angebot deshalb Charme hätte.

Chancen bei Kartellbehörde

Die Telekom wollte ihre Tochter, die der viertgrößte Anbieter in den USA ist, bereits 2011 an den Branchenzweiten AT&T verkaufen. Das Vorhaben scheiterte an kartellrechtlichen Bedenken. Marktführer in den USA ist Verizon.

Niel will mit seinem Eintritt in die USA den Erfolg in Frankreich wiederholen. Iliad hat mit Niedrigpreisen den Mobilfunkmarkt kräftig aufgemischt und liefert sich mit Orange, Vivendi und Bouygues heftige Schlachten. At&T und Verizon verlangen in den USA die höchsten Tarife in den Industrieländern. Laut der International Telecommunication Union (ITU) kostet der Abruf von 500 Megabyte Daten auf einem Handy in den USA durchschnittlich 85 Dollar, in Frankreich hingegen 34,60 Dollar.

Niel und T-Mobile-US-Chef John Legere haben eines gemeinsam: Auch Legere ist bekannt dafür, Konkurrenten mit Billigangeboten zuzusetzen. Niel, dessen Vermögen auf mehr als neun Mrd. Dollar geschätzt wird, gilt jedoch als bunter Vogel. Mit schulterlangen Haaren, Jeans und offenem Hemd unterscheidet er sich sehr von seinen französischen Unternehmerkollegen. Er war sogar schon in Haft, weil gegen eine Kette von Sexshops, in der er investiert war, wegen Verbindung zur Prostitution ermittelt wurde. Er selbst wurde nie angeklagt.

T-Mobile US war ein Sorgenkind der Deutschen Telekom. Inzwischen zählt die Tochter 50 Millionen Kunden und hat im zweiten Quartal bei einem Umsatz von 7,2 Mrd. Dollar einen Gewinn von 391 Mio. Dollar gemacht. Im Jahr zuvor ist noch ein Verlust von 16 Mio. Dollar angefallen.

Als Reaktion auf das neue Angebot legte die Aktie von T-Mobile im New Yorker Nachmittagshandel um 6,7 Prozent zu. Sprint-Papiere gaben dagegen um fast acht Prozent nach. Die Aktien der Deutschen Telekom setzen sich mit einem Plus von einem Prozent an der Spitze des DAX.  (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

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