Ukraine-Konflikt lässt Wirtschaftsklima in Europa abkühlen

Bloomberg
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Erstmals seit 2012 sind die Erwartungen von Ökonomen für die nächsten sechs Monate deutlich eingetrübt. Auch die deutsche Industrie verzeichnet einen Auftragseinbruch.

Das Wirtschaftsklima in der Eurozone hat sich nach Einschätzung des Ifo-Instituts erstmals seit Ende 2012 verschlechtert. Während die Beurteilung der Lage auf niedrigem Niveau bleibe, hätten sich die Erwartungen von Ökonomen für die nächsten sechs Monate deutlich eingetrübt, teilte das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch mit.

"Die befragten Experten befürchten steigende Energiepreise und Einschränkungen beim Export durch den Ukraine-Konflikt", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Das von den Münchner Forschern berechnete Barometer sank im dritten Quartal auf 118,9 Punkte. Noch im zweiten Quartal hatte es mit 123 Punkten den höchsten Stand seit Ende 2007 markiert.

Länder mit Russlandgeschäft pessimistisch

Im Interview mit der "Presse" hatte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl vor den Auswirkungen der gegen Russland verhängten Sanktionen gewarnt.  Sie werden der heimischen Wirtschaft schaden, sagte Leitl. Die ersten Auswirkungen spüre Österreich schon: im Tourismus, bei den Warenlieferungen.

In den meisten Ländern des Euroraums sei die zum Frühjahr leicht verbesserte Lagebeurteilung wieder auf das niedrige Niveau zu Jahresbeginn zurückgekehrt. "Vor allem in Finnland und Estland, zwei Länder mit ausgeprägtem Russlandgeschäft, trübte sich die derzeitige wirtschaftliche Lage deutlich ein", sagte Sinn. "Die Konjunkturerwartungen für die nächsten sechs Monate für den Euroraum liegen zwar noch auf hohem Niveau, sind aber weniger optimistisch als im Vorquartal." Das Ifo befragte für seine Studie gut 300 internationale Experten.

Auftragseinbruch in deutscher Industrie

Zudem teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mit, dass die deutsche Industrie im Juni den stärksten Auftragseinbruch seit fast drei Jahren hinnehmen habe müssen. Vor allem die Nachfrage aus dem Euroraum ging deutlich zurück.  Im Juni lagen die Bestellungen nach Angaben der Statistiker 3,2 Prozent niedriger als im Mai 2014. Das war der größte Rückgang seit September 2011 (minus 3,4 Prozent). Volkswirte hatten hingegen mit einem geringen Zuwachs gerechnet. Bereits im Mai dieses Jahres waren die Aufträge um 1,6 Prozent zurückgegangen.

Das deutsche Wirtschaftsministerium führte als Erklärung die Zurückhaltung vieler Investoren wegen der diversen internationalen Krisenherde an.  Die Regierung hält die Konjunktur trotz des überraschenden Auftragsrückgangs im Juni für stabil. "Wir haben insgesamt eine intakte konjunkturelle Entwicklung", sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Berlin.

(APA/Reuters)

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