Federal Reserve: „Banken-Testamente“ mangelhaft

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FILE USA ECONOMY FEDERAL RESERVE RATES(c) APA/EPA/MATTHEW CAVANAUGH (MATTHEW CAVANAUGH)
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Die US-Aufsichtsbehörden verlangen von Großbanken Nachbesserungen bei den bisher ungenügenden Vorschlägen für die Abwicklung im Pleitefall.

New York. Sechs Jahre nach dem Kollaps von Lehman Brothers und dem nachfolgenden Ausbruch der Welt-Finanzkrise ist das „Too big to fail“-Problem bei den globalen Großbanken noch immer ungelöst. Der Versuch, die Folgen von Großbank-Pleiten für Steuerzahler und Weltwirtschaft durch neue Regularien in Grenzen zu halten, war bisher jedenfalls nicht übertrieben erfolgreich.

Nach Ansicht der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) könnte der Kollaps einer Großbank jedenfalls weiterhin verheerende Folgen für die Finanzwelt haben. Die Notfallpläne, mit denen die Institute ihre eigene „unfallfreie“ Abwicklung im Crash-Fall gewährleisten sollen, stecken voller Mängel, stellten Fed-Prüfer nach einer genaueren Überprüfung dieser „Bank-Testamente“ fest. Geprüft worden waren elf Geldhäuser, darunter die Deutsche Bank.

Die Notenbank Fed und die Einlagensicherung FDIC forderten die Banken deshalb Dienstagabend auf, ihre sogenannten Testamente gründlich zu überarbeiten. Die bisher getätigten Annahmen für die Abwicklungspläne der Geldinstitute seien „unrealistisch“ und „inadäquat“, hieß es. Dies treffe beispielsweise auf Annahmen zu, wie sich die Kunden der Geldhäuser in Krisenfällen verhalten würden.

„Nachbesserungsfrist“ bis 2015

Die Testamente sind wie erwähnt eine Reaktion auf die letzte große Finanzkrise, als der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 die Weltwirtschaft in ihren Grundfesten erschütterte. Erstmals hatten die Behörden im Jahr 2012 detaillierte Pläne zur eigenen Abwicklung von den Geldinstituten eingefordert. Jetzt haben die Großbanken bis Mitte 2015 Zeit, um ihre nachgebesserten Pläne den Aufsichtsbehörden vorzulegen.

Die Debatte um systemrelevante Banken – so werden Institute genannt, die so groß sind, dass ihre Zahlungsunfähigkeit ganze Staaten beziehugnsweise das gesamte Finanzsystem gefährden würde – setzt die Finanzbranche seit den Krisenjahren auch in Europa unter starken Regulierungsdruck. Als „Too big to fail“ definiert etwa die deutsche Finanzaufsicht Bafin Unternehmen, deren Insolvenz die Volkswirtschaft mit höheren Kosten belasten würde, als ihre Rettung kostet.

Abwicklungsregeln fehlen

Der Begriff „Banken-Testament“ ist in Europa jedoch umstritten. Bafin-Chefin Elke König beispielsweise hat sich wiederholt für einen verpflichtenden weltweiten, grenzüberschreitenden Sanierungs- und Abwicklungsmechanismus für marode Banken ausgesprochen. Die Kreditwirtschaft selbst Wege aufzeigen zu lassen, gehe in die falsche Richtung.

Der internationale Finanzstabilitätsrat FSB zählt von den deutschen Geldhäusern einzig die Deutsche Bank zu den systemrelevanten Instituten. Früher wurde auch die Commerzbank als solches geführt. (red./DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2014)

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