Geld: Ecuador plant Digitalwährung

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Weil Gold, Öl und Reserven ausgehen, will Ecuador seine eigene Variante von Bitcoin entwickeln, um dem Staatsbankrott zu entgehen.

Quito. Nachdem das meiste Gold und Öl in Ecuador zur Finanzierung der Staatsausgaben bereits verpfändet wurden, setzt Präsident Rafael Correa nun auf virtuelles Geld, um die Rechnungen der Nation zu bezahlen. Das Parlament hat im Juli ein Gesetz erlassen, das die Einführung einer digitalen Währung vorsieht, die neben dem Dollar – dem offiziellen Zahlungsmittel in Ecuador – existieren soll. Sobald das Gesetz unterzeichnet ist, könnte diese noch namenlose Währung bereits im Oktober an den Start gehen. Zur Regulierung des neuen Geldes, das von „liquiden Vermögenswerten“ gedeckt wird, soll eine Währungsbehörde aufgebaut werden.

Weniger als sechs Jahre nach der Zahlungsunfähigkeit, bei der Forderungen von 3,2 Milliarden Dollar in Auslandsschulden nicht bedient wurden, sieht sich Ecuador mit schwindenden Ölreserven, Leistungsbilanzdefiziten, die Dollar aus der Wirtschaft abziehen, und einem rekordträchtigen Finanzierungsbedarf konfrontiert.

Zwar könnte virtuelles Geld zur Bezahlung der Staatsbediensteten und Auftragnehmer helfen, die Barbestände zu bewahren. Das Digitalgeld könnte Correa jedoch auch zu noch mehr Ausgaben verleiten. Und das würde nach Einschätzung von Landesbank Berlin Investments die Fähigkeit des Staates untergraben, die langfristigen Anleihen zurückzuzahlen. „Das ist normalerweise der Beginn von Wertminderung, Inflation und Abwertung“, sagt Lutz Röhmeyer, der sich bei der Landesbank Berlin um etwa 1,1 Mrd. Dollar an Schwellenmarkt-Vermögenswerten kümmert, darunter auch Schuldtitel aus Ecuador.

Ecuador braucht 35 Mrd. Dollar

Röhmeyer, der seit mehr als 15 Jahren in Ecuador investiert und die letzten zwei Zahlungsausfälle korrekt vorhergesagt hat, will seine Bestände an Staatsanleihen des Landes verringern. Die Firma hält zwei Mrd. Dollar an Anleihen, die Ecuador im Juni begeben hatte. Ecuador entwickelt sein eigenes elektronisches Geld, während sich digitale Währungen wie Bitcoin einer zunehmenden Akzeptanz als Tauschmittel erfreuen. Anders als in Ecuador wurden die meisten virtuellen Währungen allerdings als Alternative zu den von Staaten begebenen entwickelt.

Correa braucht Geld, um die Staatsausgaben zu finanzieren, die sich seit seiner Machtübernahme im Jahr 2007 mehr als verdreifacht haben. Seine Ausgaben für öffentliche Bauprogramme und soziale Initiativen zur Bekämpfung von Armut reißen ein Loch in das Staatsbudget: Für dieses Jahr rechnet die Regierung in Quito mit einem Haushaltsdefizit von 4,5 Mrd. Dollar. Das Finanzministerium schätzte im November, dass Ecuador bis 2017 wohl etwa 35 Mrd. Dollar aufnehmen müsse. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2014)

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