Konjunktur: China und Japan schwächeln

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Trotz seines großen Konjunkturprogramms sackt die Wirtschaft in Japan so stark ab wie seit dem Tsunami 2011 nicht mehr.

Tokio/Peking/Wien. Die Anhebung der Mehrwertsteuer hat die japanische Wirtschaft im Frühjahr so stark schrumpfen lassen wie seit der Tsunami-Katastrophe im März 2011 nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im zweiten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 6,8 Prozent, teilte die Regierung am Mittwoch mit. Das ist allerdings fast beruhigend: Ökonomen hatten sogar ein Minus von 7,1 Prozent vorhergesagt.

Im ersten Quartal war die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt noch um 6,1 Prozent gewachsen, weil Verbraucher wegen der höheren Steuer viele Anschaffungen vorzogen, um steigenden Preisen aus dem Weg zu gehen.

Die Mehrwertsteuer war am 1. April von fünf auf acht Prozent angehoben worden. Deshalb fielen die privaten Konsumausgaben um 5,0 Prozent – und damit deutlich stärker als erwartet. Das Problem: Der Konsum macht etwa 60 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Auch die Unternehmen hielten ihr Geld zusammen: Sie investierten 2,5 Prozent weniger. Exporte und Importe schrumpften ebenfalls.

Mit dem Einbruch wächst der Druck auf Notenbank und Regierung, die Konjunktur mit zusätzlichen Hilfen wieder auf Kurs zu bringen. Allerdings hat die Regierung von Ministerpräsident Abe ohnehin bereits das riskanteste Konjunkturprogramm aller Länder am Laufen: Die japanische Zentralbank druckt mehr Geld als irgendeine andere – um der „Deflationsfalle“ zu entkommen.

Auch China mit schlechten Zahlen

Deshalb winkt man auch ab, wenn noch mehr an Geldspritzen von der Regierung gefordert werden: „Im Moment sehe ich dafür keinen Bedarf“, sagte Wirtschaftsminister Akira Amari. „Aber wir werden die notwendigen und angemessenen Schritte tun, abhängig von der Entwicklung der Wirtschaft.“

Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda hatte mit einer Delle gerechnet, geht jedoch von einer Rückkehr zum Wachstum schon im laufenden dritten Quartal aus. Auch Börsianer blieben ruhig: Der Nikkei-Index ging mit einem leichten Plus von 0,35 Prozent aus dem Handel.

Auch die chinesische Wirtschaft verliert trotz Konjunkturhilfen der Regierung an Schwung. Das Wachstum von Industrieproduktion, Einzelhandelsumsatz und Investitionen verlangsamte sich im Juli jeweils. Die Industrie stellte 9,0 Prozent mehr her als im Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Mittwoch in Peking mitteilte. Im Juni wurden noch 9,2 Prozent gemessen. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2014)

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