Wertpapiere: Das Comeback der Derivate

(c) EPA (JUSTIN LANE)
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Die Wall Street kehrt allmählich zu den Finanzinstrumenten zurück, die vor sieben Jahren die schlimmste Finanzkrise seit der Weltwirtschaftskrise verschärft haben.

New York. Derivate, die zum Aufblähen der Kreditblase im Jahr 2007 beigetragen haben, erleben in abgewandelter Form ein Comeback. Die Investmentbank JPMorgan Chase bietet einen Swapkontrakt an, der an einen Index von spekulativ eingestuften Krediten gekoppelt ist und es Investoren leichter macht, Wetten auf die Verbindlichkeiten einzugehen. Goldman Sachs plant strukturierte Investments von bis zu zehn Mrd. Dollar, die Verbindlichkeiten in Wertpapieren bündeln, während ProShares seit vergangener Woche börsengehandelte Fonds anbietet, die mit Kreditausfallswaps auf Unternehmensanleihen unterlegt sind.

Billig auf Kursrutsch wetten

Die Papiere, die vor sieben Jahren die schlimmste Finanzkrise seit der Weltwirtschaftskrise verschärft haben, erleben ein Comeback, da Investoren nach neuen Wegen suchen, um die Renditen zu steigern, die durch die Stützungsmaßnahmen der Zentralbanken gedrückt wurden. Gleichzeitig erlauben die neuen Papiere den Hedgefonds und anderen Investoren, billiger auf einen Kursrutsch zu wetten, nachdem Junkbonds seit 2008 eine Rallye von 145 Prozent vorzuweisen haben.

„Es ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Markt ein Hoch erreicht hat, wenn sich derartige Strukturen häufen“, sagt Lawrence McDonald, Chefstratege bei Newedge USA und Autor des Buches „A Colossal Failure of Common Sense“ über den Kollaps von Lehman Brothers im Jahr 2008. „Als der Markt 2007 seinen Scheitelpunkt erreichte, gab es diese Art von Innovationen, und viele Investoren waren sich darüber nicht im Klaren: Diese Produkte sind ein eindeutiger Risikoindikator.“

ProShares hat in der vergangenen Woche mit dem Handel eines börsenotierten Fonds begonnen, mit dem Investoren mit Kreditausfallswaps gegen Junkbonds wetten können. Der ProShares CDS Short North American High Yield Credit ETF wird mindestens 80 Prozent seiner Vermögenswerte in Kreditswaps investieren, die an einen Benchmark-Index gebunden sind.

„Das Auftauchen der neuen Derivate erinnert an die Phase vor der Krise“, sagt Stephen Blumenthal, Vorstandsvorsitzender von CMG Capital Management. „Die Wall Street neigt dazu, jede Menge Produkte anzubieten, wenn es Appetit auf eine bestimmte Aktiva-Kategorie gibt“, erläutert er.

In ähnlicher Weise schwoll der Markt für Kreditausfallswaps in den Jahren vor der Finanzkrise an. „Einige Fonds müssen mehr Fremdkapital einsetzen, um Renditen zu erzielen, wie sie ihre Investoren erwarten“, sagt Peter Tchir, Leiter Makrostrategie bei Brean Capital in New York. „Wir bewegen uns auf eine Phase zu, in der es noch ausgefallenere Produkte geben wird. Damit wird mit Sicherheit die Grundlage für mehr Probleme in der Zukunft gelegt.“

Die risikoreichste Art von Derivaten hat während der Kreditkrise die Verluste für Investoren verstärkt. Dazu gehörten sogenannte synthetische CDOs, bei denen Kreditswaps an Verbindlichkeiten von Finanzinstituten wie Lehman, Washington Mutual und dem Bondversicherer Ambac Financial Group gebunden waren. Alle drei genannten Firmen brachen in der Krise 2008 zusammen.

Fonds wollen Short-Produkte

Der frühere Fed-Chef Paul Volcker hat Kreditswaps und CDOs dafür verantwortlich gemacht, dass das Finanzsystem „an den Rand des Ruins“ gebracht wurde. „Man kann sich ziemlich sicher sein, dass einige große Fonds jetzt zu einer Bank gehen und sagen, ich will short gehen, wie können wir ein Instrument schaffen, mit dem wir ein großvolumiges Handelsgeschäft eingehen können“, sagt McDonald von Newedge. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2014)

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