USA sind „treibende Kraft für Weltwirtschaft“

U.S. flag flies at half-staff on the Capitol dome in memory of former Senator Howard Baker in Washington
U.S. flag flies at half-staff on the Capitol dome in memory of former Senator Howard Baker in Washington(c) Reuters (GARY CAMERON)
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In den USA zeigen alle Indikatoren, wenn auch nicht immer ehrlich errechnet, nach oben. Laut dem deutschen IFO-Institut ist es vor allem diesem Land zu verdanken, dass sich die Weltwirtschaft aufhellt.

Wien/Washington. Bescheidenheit mag eine Zier sein, aber Barack Obama hat nur noch zwei Jahre, um eine Bilanz über seine Präsidentschaft zu ziehen. Und da macht sich Bescheidenheit schlecht.
„Seit ich das Amt übernommen habe, gibt es fast keinen wirtschaftlichen Indikator, der nicht belegt, dass sich die Wirtschaft besser entwickelt hat und die Unternehmen unterm Strich besser dastehen“, meinte der US-Präsident jetzt in einem Interview mit dem Magazin „The Economist“. Die Aktienindizes zeigten nach oben, die Arbeitslosenrate sei gesunken, und selbst der Immobilienmarkt, dessen Zusammenbruch erst die weltweite Wirtschaftskrise ausgelöst hat, habe sich wieder erholt – „langsam, aber sicher“.
Tatsächlich hat der 44. Präsident der USA bei seiner Angelobung 2009 ein Land in der schwersten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren übernommen. Mit einem Milliardenprogramm haben die USA versucht, diese Krise zu überstehen: Nur einen Monat, nachdem Obama den Amtseid geschworen hatte, verabschiedete der Kongress ein 831 Milliarden Dollar teures Stimulusprogramm, das vor allem auf staatliche Investitionen in die Infrastruktur setzte. Zudem ging die Notenbank dazu über, massenhaft Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Ausgerechnet das kapitalistische Vorzeigeland steckte staatliche Milliarden in die Märkte, während Europa eine strikte Austeritätspolitik verfolgte.

Neue Jobs im Billiglohnbereich


Schaut man sich die – wenn auch teils getricksten („Die Presse am Sonntag“ berichtete) – Statistiken der USA an, scheint das Konzept zu funktionieren. Die Indikatoren zeigen nach oben (auch wenn für ein BIP-Wachstum von vier Prozent nur die Quartalszahlen auf das Jahr hochgerechnet wurden). Selbst das deutsche IFO-Institut stellte den USA am vergangenen Mittwoch ein gutes Zeugnis aus: Dass man eine „Aufhellung des Weltwirtschaftsklimas“ feststellen könne, sei vor allem auf die Vereinigten Staaten zurückzuführen. Nordamerika sei dafür „die treibende Kraft“, ebenso wie Asien. Der IFO-Index für Europa sei dagegen gesunken.
Der Preis für die staatlichen Programme in den USA sind eine Rekordverschuldung und jährliche Defizite in noch nie da gewesener Höhe. Auch sehen die Zahlen nicht ganz so rosig aus, wenn man sie sich genauer ansieht. Etwa bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die mit einer aktuellen Quote von 6,2 Prozent erträglich scheint. Doch die Jobs wurden vor allem im Billiglohnbereich geschaffen. Man sieht es beim durchschnittlichen US-Haushaltseinkommen, das seit 2007 kontinuierlich gesunken ist: Von einst 55.000 Dollar brutto auf 52.000 Dollar 2013 (mit einem Tiefpunkt 2011 von 50.000 Dollar).
Dafür ist die Zahl der Lebensmittelmarken-Bezieher stark nach oben gegangen: Von etwas mehr als 25 Millionen Anfang 2009 auf mehr als 45 Millionen im Jänner 2014. Mehr als je in den vergangenen 30 Jahren.
Mit den positiven Zahlen steht Obama freilich in einer guten Tradition, nämlich der der Demokraten. Die US-Ökonomen Alan Blinder und Mark Watson haben in einer Studie festgestellt („Presidents and the Economy: A Forensic Investigation“), dass sich die Wirtschaft unter demokratischen Präsidenten stets besser entwickelte als unter republikanischen.  (rie)

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