Einige US-Großbanken bereiten sich offenbar auf den EU-Austritt Großbritanniens vor.
London. Einige große US-Banken treffen einem Bericht der „Financial Times“ zufolge Vorbereitungen für den Fall eines Austritts Großbritanniens aus der EU. Citigroup, Morgan Stanley und die Bank of America ziehen in Erwägung, einen Teil ihrer europäischen Geschäfte von London nach Irland zu verlagern, berichtete die Zeitung.
Beobachter denken, dass viele US-Banken einen Teil ihrer Aktivitäten auch nach Frankfurt oder Paris verlagern könnten. Allerdings, so die „FT“, sei Irland aufgrund niedriger Steuern und englischer Sprache besonders attraktiv. Die Pläne befänden sich in einem äußerst frühen Stadium. Morgan Stanley lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab, die beiden anderen Institute waren nicht zu erreichen.
Gute Konjunktur
Der britische Premier, David Cameron, hat seinen Landsleuten im Falle seiner Wiederwahl 2015 zugesichert, in einem Referendum über den Verbleib des Landes in der EU abzustimmen. Die Aussicht auf einen Austritt Großbritanniens löst bei vielen in London Sorgen aus. Das Finanzzentrum erwirtschaftet rund ein Zehntel der britischen Wirtschaftsleistung. Die Sorge sei berechtigt, meint Finanzexperte Barney Reynolds im Gespräch mit der „FT“. London könnte seiner Einschätzung nach als Offshore-Finanzzentrum enden, während die Geschäftsaktivitäten zunehmend nach Frankfurt oder Dublin verlagert werden könnten.
Dabei überflügelt die britische Wirtschaft mit kräftigem Wachstum nahezu jedes Land der Eurozone. Sie legte in den Monaten April bis Juni um 0,8 Prozent zum Vorquartal zu. In der stagnierenden Eurozone hat nur Lettland mit einem Plus von einem Prozent eine höhere Wachstumszahl zu bieten. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2014)