Vertreter aus Brüssel lernen bei der US-Einlagensicherung, wie Banken abgewickelt werden.
Wien. Bankeninsolvenzen stehen in Europa nicht gerade auf der Tagesordnung. Doch damit die EU im Ernstfall weiß, was zu tun ist, haben sich Vertreter aus Brüssel an die US-Einlagensicherung FDIC gewendet. Diese hat reichlich Erfahrung mit dem Thema. Immerhin hat sie seit der Finanzkrise mehr als 500 Bankenschließungen abgewickelt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist gerade dabei, die europäischen Banken umfassend zu überprüfen. Mit den Tests sollen der Euroraum sicherer gemacht und zukünftige Finanzkrisen verhindert werden. In der EU wird die EZB die Bankenaufsicht übernehmen. Außerdem wird ein einheitlicher Abwicklungsmechanismus aufgebaut, der ein Verfahren zur Schließung von Euroraum-Banken umfasst.
Aufseher müssten schnell genug agieren, um Störungen im Finanzsystem zu begrenzen, gleichzeitig müssen sie beweglich bleiben und sich in letzter Minute zurückziehen können, falls eine andere Lösung auftauchen sollte, erklärt Pamela Farwig von der FDIC. Legen die Behörden die Schließung einer Bank nahe, müssten sie diese in kürzester Zeit durchführen.
Wandel in der Öffentlichkeit
Neue EU-Vorschriften machen es künftig sehr viel schwieriger, strauchelnde Banken zu stützen. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass kollabierende Finanzhäuser geschlossen werden. Die Regeländerungen signalisieren, dass sich die Aufseher stärker auf solche Fälle vorbereiten müssen.
Die Behörden der EU und der USA veranstalten zweimal im Jahr Tagungen in Brüssel und Washington. „Es ist durchaus sinnvoll, dass die Europäer aus den US-Erfahrungen lernen wollen”, sagt Nicolas Veron vom Peterson Institute for International Economics in Washington. „In den vergangenen beiden Jahren hat es in Europa einen tiefgreifenden Wandel bei der Reaktion der Öffentlichkeit auf Bankenpleiten gegeben.” (Bloomberg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2014)