Air Berlin macht den Aktionären Hoffnung

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Die schwer angeschlagene Fluglinie Air Berlin erfindet sich mit dem Geld von Etihad neu.

Berlin. Am Erbe des Gründers, Joachim Hunold, – etwa Zukäufen maroder Fluglinien, was den Schuldenstand massiv erhöhte – hat sich die Air Berlin fast verschluckt. Jetzt stellt Airline-Chef Wolfgang Prock-Schauer im Zuge des rigorosen Restrukturierungsprogramms eine der „Altlasten“ auf den Prüfstand: Die Mutter der österreichischen Airline Niki sucht Wege, um den teuren Vertrag mit der Fluglinie TUI Fly zu lösen. „Wir überprüfen alle operativen Plattformen bezüglich ihrer Produktivität und strukturieren sie neu“, teilte Prock-Schauer am Donnerstag mit. Das trifft auch Niki.

Die Ferienfluggesellschaft des Reisekonzerns TUI vermietet an Air Berlin rund ein Dutzend Jets inklusive Crews. Die Kosten dafür liegen im Jahr bei einem hohen zweistelligen Millionenbetrag. Der Vertrag, der 2009 von Hunold geschlossen wurde, läuft noch mindestens fünf Jahre.

Generell spiegeln die Zahlen für das zweite Quartal erste Erfolge des Neustarts wider. Der war, wie berichtet, nur durch eine weitere saftige Geldspritze des Großaktionärs Etihad möglich. Die Airline verfüge mit 600 Mio. Euro liquider Mittel und 300 Mio. Euro an offenen Kreditlinien nun über genügend Potenzial, um die Neustrukturierung durchzuziehen und ausstehende Anleihen zu bedienen, erklärte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer. Das Eigenkapital ist aber nach wie vor negativ, es verbesserte sich jedoch von minus 400 auf minus 270 Mio. Euro.

Ein besseres Finanzergebnis verhalf der zweitgrößten deutschen Fluglinie schon im zweiten Quartal zu einem kleinen Gewinn von 8,6 Mio. Euro. Im Halbjahr bleibt das Nettoergebnis aber mit 201,2Mio. Euro (nach 234,3 Mio.) tiefrot.

2017 in der Gewinnzone

Das reiche nicht aus, betonte Prock-Schauer. „Wir sind entschlossen, Air Berlin innerhalb von drei Jahren wieder zu nachhaltiger Profitabilität zu führen.“ Dazu soll nicht nur die enge Kooperation mit Etihad und die Konzentration auf die Reisemärkte Deutschland, Schweiz, Österreich und Palma de Mallorca beitragen. Die Kapazität wird um zehn Prozent reduziert, wobei es laut Prock-Schauer im Winter wegen der Ukraine-Krise weitere Kürzungen geben könnte. Dementsprechend werden zehn Flugzeuge aus dem Verkehr genommen. Außerdem wird die Flotte harmonisiert, was die Betriebskosten senkt, und fünf kleinere Flugstationen (für die Besatzung) geschlossen.

Die drei bisherigen Geschäftssegmente, Europa, Touristik und Langstrecke, sollen aber erhalten bleiben. „Was wir aber substanziell ändern werden, ist die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben und den Markt bearbeiten“, kündigte der Airline-Chef an. Details stellte er für Ende September in Aussicht.

Die Börse glaubte offenbar den Versprechen des Managements: Die Aktie sprang um mehr als neun Prozent in die Höhe. (eid/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2014)

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