Versicherung: Ex-AIG-Chef verklagt USA

(c) Bloomberg (Michael Nagle)
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Maurice Greenberg war nicht nur Chef von AIG, sondern auch Großaktionär. Da er sich übervorteilt fühlt, klagt er nun.

New York. Den USA droht ein Prozess wegen der Rettung des Versicherungskonzerns AIG. Der frühere Chef des Unternehmens hat eine Klage eingebracht. Maurice Greenberg hielt mit seiner Holdinggesellschaft Starr International zwölf Prozent an AIG, was ihn zum größten Anteilseigner des Unternehmens machte. Doch dann kam die Finanzkrise, und die Versicherung wurde durch Fehlspekulationen auf dem US-Häusermarkt an den Rand ihres Ruins getrieben. Der Staat sprang ein und griff dem Konzern mit 182 Mrd. Dollar (138Mrd. Euro) unter die Arme – die teuerste Rettungsaktion zu jener Zeit.

Die Regierung übernahm damals 80 Prozent an der AIG und vollzog eine Zusammenlegung von Aktien. Dadurch wurden Anteile verwässert. Nach Darstellung Greenbergs entgingen den AIG-Aktionären damals Dutzende Milliarden Dollar.

Die US-Regierung hat nun versucht, die Klage im Umfang von 25Mrd. Dollar abzuwenden, ist damit aber vor einem Bundesgericht gescheitert. Der Richter kam zu dem Schluss, dass der Fall so komplex sei, dass ein Prozess angebracht sei. Der Startschuss für das Verfahren ist am 29.September. Greenbergs Anwalt sagte, die Entscheidung des Gerichts spreche für sich. Im US-Justizministerium wollte man sich dazu nicht äußern.

Rettung als finanzieller Erfolg

Schon vor rund eineinhalb Jahren war bekannt geworden, dass Greenberg diese Klage anstrengen werde. Der AIG-Verwaltungsrat lehnte es Anfang 2013 aber ab, sich dem Prozess gegen die US-Regierung anzuschließen. „Wir danken Amerika weiterhin für seine Unterstützung“, sagte Verwaltungsratschef Robert Miller damals. Immerhin habe „Amerika in 62.000 AIG-Mitarbeiter investiert“. Der heute 89-jährige Greenberg stand fast 40 Jahre lang an der Spitze der AIG. Er baute das Unternehmen zum weltgrößten Versicherer aus. Nachdem ihm der damalige New Yorker Staatsanwalt Eliot Spitzer aber dubiose Geschäftspraktiken vorgeworfen hatte, wurde Greenberg aus dem Amt gedrängt. Er gab seinen Job 2005 auf. Kritiker lasten dem Manager an, die Grundlagen für hochspekulative Geschäfte gelegt zu haben, die AIG später zum Verhängnis wurde. Die Rettungsaktion der AIG war unterdessen ein Erfolg: Die USA verdienten an ihr knapp 23 Mrd. Dollar. Und AIG selbst schreibt ebenfalls wieder Gewinne. (Reuters/nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2014)

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