Italien schlittert erstmals seit 50 Jahren in die Deflation

Erwin Wodicka - BilderBox.com
  • Drucken

Die Preise sind im August um 0,1 Prozent gesunken. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte trotz der Reformbemühungen im zweiten Quartal um 0,2 Prozent.

Erstmals seit über 50 Jahren ist Italien in die Deflation geschlittert. Im August sanken die Preise das zweite Monat in Serie. Im August betrug der Preisrückgang wie schon im Juli auf Jahresbasis 0,1 Prozent, teilte Italiens Statistikamt Istat mit. Im September 1959 hatte Italien zuletzt eine siebenmonatige Deflationsphase erlebt.

Damals war die Wirtschaft jedoch stark wachsend. Italien ist dagegen seit Jahresbeginn wieder in die Rezession gestürzt. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte trotz der Reformbemühungen von Regierungschef Matteo Renzi im zweiten Quartal um 0,2 Prozent verglichen mit dem ersten Vierteljahr. Der Rückgang in den Monaten April bis Juni folgte auf ein Minus von 0,1 Prozent im ersten Quartal. Bei zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Minus sprechen Ökonomen von einer Rezession. Ende 2013 war Italien, das unter hohen Schulden ächzt, nach einer langen Durststrecke noch leicht gewachsen.

Arbeitslosigkeit stieg an

Auch die Arbeitslosigkeit macht der Regierung von Premier Matteo Renzi zu schaffen. Die Joblosigkeit stieg im Juli auf 12,6 Prozent. Das sind 0,3 Prozentpunkte mehr als im Vormonat und 0,5 Prozentpunkte mehr auf Jahresbasis. Die Zahl der Beschäftigten sank im Juli um 0,2 Prozent gegenüber Juni. Auf Jahresbasis betrug der Rückgang 0,3 Prozent. Im Juli wurden 3,22 Millionen Arbeitslose gemeldet, das sind 2,2 Prozent mehr gegenüber Juni ( Plus 69.000) und um 4,6 Prozent gegenüber Juli 2013 (Plus 143.000).

Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren betrug 42,9 Prozent, was einem 0,8-prozentigen Rückgang gegenüber dem Vormonat und einem Plus von 2,9 Prozent auf Jahresbasis entspricht. 705.000 Jugendliche unter 25 Jahren sind in Italien auf Jobsuche.

Was ist Deflation?

Bei einer Deflation sinken die Preise für Produkte und Dienstleistungen. Von rückläufigen Preisen können problematische Signale ausgehen. Die Menschen verschieben ihre Einkäufe in die Zukunft, in der Erwartung, für einen bestimmten Geldbetrag später mehr Waren und Dienstleistungen zu bekommen. Die Unternehmen verkaufen und investieren weniger.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Gastkommentar

Weg zur Rettung Italiens führt durch ein Tal der Tränen

Es ist nicht klar, ob Premier Renzi das Problem seines Landes erkannt hat.
Außenpolitik

Renzi ist nach sechs Monaten entzaubert

Vom Reformeifer blieb nicht viel: Italien stürzt in Deflation und Rezession. Die Arbeitslosigkeit stieg auf derzeit 12,6 Prozent.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.