Schwache Nachfrage, kaum Inflation

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Österreich wächst langsamer, der Eurozone droht die Deflation.

Wien/Alpbach. Österreichs Wirtschaft werde heuer deutlich weniger wachsen als ursprünglich prognostiziert, so die Nationalbank (OeNB). Sie senkte am Donnerstag ihre Prognose von 1,6 auf nur 0,9 Prozent. Ein Hauptgrund sei die heuer schwache Nachfrage, die in den vergangenen Jahren stärker war und das Wachstum angetrieben hat.

Das österreichische Bild spiegelt sich auch in der konjunkturellen Lage der Eurozone – allerdings mit einem Twist. Denn während die Inflation in Österreich innerhalb der Eurozone die mit Abstand höchste ist (sie lag im Juli bei 1,8Prozent, August-Zahlen von der Statistik Austria sind noch ausständig), rutscht die Eurozone als Ganzes stärker in Richtung Deflation.

Die Teuerungsrate fiel im August auf 0,3 Prozent, wie das Europäische Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Dies ist der niedrigste Wert seit Oktober 2009, als die Preise im Strudel der globalen Finanzkrise sogar gefallen sind. Die Zahlen für Österreich sind noch ausständig. In Deutschland liegt die Teuerung mit 0,8 Prozent etwas höher als im Euroraum. In Spanien fielen die Preise hingegen um 0,5Prozent zum Vorjahr – der niedrigste Wert seit fast fünf Jahren.

Dennoch sieht die Regierung in Madrid das Land nicht in der Deflation. Die fallenden Energiepreise verzerren ihrer Ansicht nach das Bild, das sich bereits Ende des Jahres wieder aufhellen soll. In Italien, das anders als Spanien die Rezession nicht abschütteln konnte, sinken die Preise ebenfalls.

Fed fordert, BIZ warnt

Diese Daten erhöhen weiter den Druck auf die Europäische Zentralbank, ihre Geldpolitik zur Deflationsbekämpfung weiter zu lockern. Wie OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny in Alpbach vor Journalisten sagte, drängt vor allem die US-Notenbank Federal Reserve zu deutlicheren Maßnahmen aus Frankfurt. Die Fed selbst fährt seit 2008 die expansivste Geldpolitik aller Zeiten. Aber gleichzeitig warnt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich vor neuen Blasen, wenn das Zentralbankgeld weiter verbilligt werde.

Die EZB steht in der Mitte – wobei die BIZ, auch die „Zentralbank der Zentralbanken“ genannt, sicherlich einen guten Draht nach Frankfurt hat. Der Vorgänger der EZB, das European Monetary Institute (EMI), war ursprünglich im Gebäude der BIZ in Basel angesiedelt, bevor man nach Frankfurt übersiedelte. Der erste Chef des EMI war Alexandre Lamfalussy, der für den neuen Posten Ende 1993 den Chefsessel der BIZ räumte.

OeNB-Chef Nowotny verwies zudem auf die neuen Langfristkredite für Banken (TLTRO), mit denen die EZB das Kreditwachstum in der Eurozone unterstützen will. Der Leitzins ist bereits extrem niedrig: bei 0,15 Prozent. (jil, ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2014)

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