Fiat-Boss gewinnt Duell um Ferrari

File photo shows Ferrari Chairman Montezemolo waving to the media after the presentation of the new LaFerrari hybrid car on the Ferrari stand during the 83rd Geneva Car Show in Geneva
File photo shows Ferrari Chairman Montezemolo waving to the media after the presentation of the new LaFerrari hybrid car on the Ferrari stand during the 83rd Geneva Car Show in Geneva(c) REUTERS
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Nach 23 Jahren an der Spitze des Sportwagen-Bauers verlässt Luca Cordero di Montezemolo das Unternehmen. Dem Abschied ging ein langer Machtkampf voraus.

Mailand. Am Samstag hat Luca Cordero di Montezemolo beim Grand Prix von Monza einen möglichen Rücktritt als Ferrari-Präsident dementiert. Jetzt ist der Abschied der 67-jährigen italienischen Managerikone fix. Nach 23 Jahren an der Spitze des Sportwagenherstellers tritt Montezemolo ab. Sein Nachfolger ist sein liebster Feind: Sergio Marchionne, Chef des Ferrari-Mutterkonzerns Fiat Chrysler.

Diese Rochade – sie ist kein einfacher Managerwechsel, sondern ein Kulturwandel – gefiel den Anlegern offenbar: Die Aktien des italienischen Autokonzerns Fiat stiegen in Mailand um bis zu drei Prozent und waren mit knapp acht Euro so teuer wie zuletzt Mitte Juli.

Die Trennung kommt nicht überraschend. Schon lange waren die Differenzen der beiden Manager, die gezwungen waren, jahrelang zusammenzuarbeiten, nicht mehr geheim. Montezemolo hat seit 1991 den Produzenten der roten Flitzer runderneuert. Die Verkaufszahlen haben sich von 2000 auf 7000 Stück mehr als verdreifacht, der Umsatz auf 2,3 Mrd. Euro verzehnfacht und der Gewinn liegt bei rund 400 Mio. Euro. Außerdem war er ab 2004 (bis 2010) auch Fiat-Präsident.

Der einstige Assistent von Enzo Ferrari hat auch sechsmal den Formel-1-Weltmeistertitel geholt – fünfmal mit Michael Schumacher. Aber die Rennerfolge sind lange her – und das grämt Marchionne sehr. „Mehr als wirtschaftlichen Erfolg brauchen wir für unser Image Rennsiege“, sagt der 62-Jährige, der nach der Übernahme von Chrysler zu den mächtigsten Autobossen der Welt zählt.

Verschiedene Strategien

Die Wurzel der Differenzen lag viel tiefer: Es ging schlichtweg um die künftige Ausrichtung von Ferrari. Marchionne, der sich die Pleite der US-Autoindustrie im Jahr 2009 zunutze machte und mit dem Einstieg bei Chrysler den Grundstein für den siebtgrößten Autokonzern der Welt legte, plant, den unter FCA firmierenden Autobauer Mitte Oktober an die Wall Street zu bringen. Globalisierung ist sein oberstes Gebot. Er möchte auch aus Ferrari und den anderen beiden Fiat-Töchtern Maserati und Alfa Romeo ein Schwergewicht in der internationalen Produktion von Luxusautos machen.

Montezemolo machte indes nie ein Hehl daraus, dass er Ferrari „italienisch“ und eigenständig halten, gegebenenfalls auch getrennt an die Börse bringen wollte. Wobei er nicht nur an Mailand dachte, sondern auch an Hongkong. Dort hat das italienische Luxuslabel Prada schon im Jahr 2011 ein erfolgreiches Listing hingelegt.

Nicht nur in der Denkweise und im Charakter – allein schon im Äußeren – unterscheiden sich die beiden starken Männer enorm voneinander. Hie der bullige hemdsärmelige Sohn eines Carabiniere aus den Abruzzen, der mit 14 Jahren nach Kanada ausgewandert ist und sich dort nach dem Studium nach oben gearbeitet hat. Da der Spross aus piemontesischem Adel in Bologna, der nach dem Jusstudium bald den Kontakt zur Fiat-Eigentümerfamilie Agnelli fand. Während Marchionne immer im schwarzen Rollkragenpullover auftritt, verkörpert Montezemolo im Maßanzug wie kein anderer das „fare una bella figura“.

Zum Abschied zeigte sich aber auch Marchionne gentlemanlike: „Ich will Luca persönlich für all das danken, was er für mich, Ferrari und Fiat getan hat“, tönte der neue Superman.

Aber wer spricht schon von Abschied: Da gibt es noch die NTV, die erste private Hochgeschwindigkeitsbahn Italiens, deren Gründer und Präsident Montezemolo (bis 2012) war. Zudem halten sich hartnäckig Gerüchte, dass er bei der Alitalia, wo er beim Einstieg der arabischen Etihad die Fäden gezogen haben soll, die Saniererrolle übernimmt. (ag/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2014)

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