Die Pilotengewerkschaft Cockpit kündigt überraschend neue Gespräche mit der Airline an. Die Lufthansa will weitgehend nach Plan fliegen.
Den Passagieren der Lufthansa bleibt ein weiterer Streiktag erspart. Die Pilotengewerkschaft Cockpit (VC) sagte überraschend die für diesen Dienstag geplante Niederlegung der Arbeit ab. Cockpit begründete dies am Montagabend damit, sie peile neue Gespräche mit der Airline an. Die Lufthansa-Geschäftsleitung habe der Gewerkschaft veränderte Bedingungen für eine Frühpension der Piloten übermittelt.
Die Tarifkommission der Pilotengewerkschaft habe daraufhin noch für diese Woche neue Gesprächstermine angeboten. Die Lufthansa wollte die ursprünglich angekündigte Arbeitsniederlegung, die zwischen 9.00 und 17.00 Uhr Langstreckenflüge ab Frankfurt treffen sollte, ins Leere laufen lassen und sämtliche 40 Verbindungen anbieten. Lufthansa hatte bereits an vorangegangenen Streiktagen Management-Piloten und Freiwillige in ungenannter Zahl eingesetzt.
Die Lufthansa will nach den abgesagten Streiks der Piloten am Dienstag weitgehend nach Plan fliegen. Allerdings bleibt es bei der Änderung, dass in der Früh sieben Flüge vom Frankfurter Flughafen aus früher losgehen. Das sagte ein Sprecher der Lufthansa am Montagabend.
Die Passagiere seien bereits über die Änderungen informiert worden, eine erneute Information sei nicht mehr machbar, dies würde nur zu einer "Konfusion" führen. Die Lufthansa versuche zudem, bei Verbindungen im Tagesverlauf mögliche Verspätungen zu vermeiden.
Diskussionswürdig und einigungsbereit
VC-Sprecher Jörg Handwerg sagte der dpa am Abend, die Lufthansa habe ein "modifiziertes Angebot" vorgelegt. Dieses sei "diskussionswürdig". Die Vereinigung Cockpit sei jederzeit einigungsbereit. "Ob es gelingt, die Arbeitskampfmaßnahmen dauerhaft abzuwenden, ist derzeit noch nicht absehbar."
Der Gewerkschaft sei klar gewesen, dass die Lufthansa die vom Ausfall bedrohten Langstreckenflügen mit anderen Piloten stattfinden lassen könne, betonte Handwerg. Hintergrund des Arbeitskampfes ist auch die ablehnende Haltung der VC gegen weitere konzerninterne Billigfluggesellschaften in der sogenannten "Wings-Familie".
Ein Lufthansa-Sprecher sagte am Abend, die Airline berate derzeit die neue Lage. Die Fluggesellschaft hatte Passagiere bereits über geänderte Abflugzeiten der Verbindungen informiert, die bestreikt werden sollen.
Pension mit 59
Die Lufthansa hatte bereits am Mittag ihr Angebot an die Pilotengewerkschaft konkretisiert. Sie legte komplexe Berechnungen vor, nach denen die einzelnen Piloten in Frühpension treten könnten. Von ihren grundsätzlichen Forderungen nach einem späteren individuellen Eintritt (60 statt 55) sowie einer Anhebung des durchschnittlichen Eintrittsalters (von 58 auf 61) wich die Lufthansa laut ihrer Mitteilung aber nicht ab. Das Unternehmen begründete das ungewöhnliche Vorgehen damit, die Piloten direkt über die Pläne informieren zu wollen.
Die Pilotengewerkschaft will die Übergangsversorgung auf dem heutigen Stand beibehalten. Derzeit gehen die rund 5400 Piloten und Co-Piloten im Schnitt mit knapp 59 Jahren in die vom Unternehmen bezahlte Frühpension - also sechs Jahre vor dem Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze. Einzelne können schon ab 55 in die Frühpension wechseln.
Streik der Air France
In einem ähnlichen Konflikt legten am Montag die Piloten der Air France die Arbeit nieder, was auch zu Flugausfällen in Richtung Deutschland führte. Die französischen Gewerkschaften kündigten verschärfte Streiks zur Wochenmitte an.
Erst am vergangenen Mittwoch hatte die Vereinigung Cockpit das nach Frankfurt zweitgrößte Drehkreuz der Lufthansa in München bestreikt und 140 Europa-Flüge ausfallen lassen. Seit April hat die VC in vier Streikwellen bei Lufthansa und ihrer Tochter Germanwings rund 4.300 Flüge ausfallen lassen, die Reisepläne von über 480.000 Menschen durcheinandergebracht und dem Unternehmen Millionenverluste zugefügt.
(APA/dpa/Reuters/AFP)