New York: Ein Parkplatz um eine Million Dollar

A U.S. flag flies over the skyline of lower Manhattan in New York
A U.S. flag flies over the skyline of lower Manhattan in New YorkREUTERS
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Boom oder Blase? Die Preise auf dem Immobilienmarkt in Manhattan sind zuletzt massiv gestiegen.

New York ist ein Magnet für Superreiche aus aller Welt. Jeder will ein Stück vom Big Apple besitzen, koste es, was es wolle. Parkplätze für jeweils eine Million Dollar in SoHo sind das neueste Symbol für den Größenwahn an Manhattans Immobilienmarkt. Ein paar Quadratmeter Tiefgarage, viermal so teuer wie das durchschnittliche Eigenheim im Land. Die Metropole am Hudson macht dem Motto des Bundesstaats New York mal wieder alle Ehre: "Excelsior" - höher hinaus. Wie lange kann das gut gehen?

Manhattans Wohnungsmarkt ist eine schillernde Zurschaustellung des Exzesses: Das ehemalige Apartment des verstorbenen Tenors Luciano Pavarotti am Central Park ist mit 13,7 Millionen Dollar noch relativ günstig, ebenso die Dreizimmer-Wohnung von Hollywood-Star Kirsten Dunst. Wer wirklich Aufsehen erregen will, kauft für 118,5 Millionen Dollar ein Penthouse am Battery Park mit Blick auf die Freiheitsstatue.

"Macht euch bereit für das Platzen der Blase"

Der Boom nimmt immer krassere Formen an: Alleine seit Sommerbeginn sind die Preise für Eigentumswohnungen in Manhattan um 13 Prozent gestiegen. Im Jahresvergleich lag das Plus im August bei rund fünf Prozent. "Macht euch bereit für das Platzen der Immobilienblase", warnt Todd Schoenberger vom Vermögensverwalter J. Streicher Asset Management. "Alarmstufe rot" rief das "New York Business Journal" bereits im Juli aus.

Doch auch wenn die Preise viel stärker anziehen als die Einkommen - die Nachfrage will einfach nicht abreißen. Sehr viel Kundschaft komme aus dem Ausland, sagt der aus der TV-Serie "Million Dollar Listing New York" bekannte Makler Ryan Serhant. "Wir können an die ganze Welt verkaufen." Internationale Investoren haben ihr Engagement in den USA zuletzt kräftig ausgebaut. Luxusobjekte in New York sind besonders begehrt.

Chinesen stehen Schlange

Vor allem Chinesen stehen Schlange. Sie machen inzwischen fast ein Viertel der ausländischen Käufer am US-Markt aus. Eileen Hsu, die Englisch und Mandarin spricht, hat sich auf superreiche chinesische Eltern spezialisiert, die ihre studierenden Kinder in New York unterbringen wollen. Das Konzept hat sie und ihr Team schon vier Mal zu Mitarbeitern des Jahres der größten New Yorker Makler-Firma Douglas Elliman gemacht.

Ein Ende des Ansturms aus Asien scheint nicht in Sicht. Luxus-Apartments sind beispielsweise in Hongkong noch teurer als in New York. Auch sonst gibt es laut Experten gute Gründe, die Warnungen vor einem Immobilien-Crash im Big Apple für übertrieben halten. "Es wird nicht billiger werden", sagt Jarod Randolph, Chef und Gründer der JGR Property Group. Der Markt hat in der Tat Eigenheiten, die gegen einen Infarkt sprechen.

Das Geld sitzt locker

So unterscheidet sich die Finanzierungsstruktur deutlich von anderen Regionen - etwa die Hälfte der Deals werden "all cash" abgewickelt. Da das Geld locker sitzt, können sich viele Käufer die langwierigen Verhandlungen mit Banken und Hypothekenfirmen sparen. Die Verschuldungsquoten sind gering. New York ist laut Experte Randolph einer der am wenigsten mit Fremdkapital gehebelten US-Märkte.

Dadurch wird eine Kreditpyramide verhindert, die schlagartig zusammenfallen kann, wenn der Preistrend dreht. Ein weiterer Stabilisator ist, dass sich mehr als 70 Prozent der Apartments in Manhattan im Besitz sogenannter Co-ops befinden. Diese Eigentümergesellschaften stellen in der Regel sehr hohe finanzielle Ansprüche an Investoren.

Preise schwanken auf hohem Niveau

Tatsächlich ist ausgerechnet der Markt, der als Inbegriff aller Immobilien-Exzesse gilt, einer der stabilsten weltweit. Selbst 2007, als die Hauspreisblase platzte, kam Manhattan vergleichsweise glimpflich davon. Seit fast zehn Jahren schwanken die Preise in relativ engen Bandbreiten - wenngleich auf hohem Niveau. Der Wahnsinn ist gewissermaßen Dauerzustand, wie so vieles in dieser Stadt.

(APA/dpa/Hannes Breustedt)

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