Bosch wird Alleineigentümer der Hausgeräte-Firma BSH

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Siemens steigt aus und tritt den 50-Prozent-Anteil um drei Mrd. Euro ab. Bosch möchte sich vom konjunkturabhängigen Autogeschäft unabhängiger machen.

Das zweite Mal binnen einer Woche rückt Bosch mit einer Großübernahme in den Blickpunkt. Nach ZF Lenksysteme übernimmt der deutsche Technikkonzern auch die mit Siemens gegründete Hausgeräte-Firma komplett. Bosch erwirbt von Siemens die restlichen 50 Prozent der Anteile am gemeinsamen Hausgerätekonzern BSH und zahlt dafür drei Milliarden Euro für den 50-prozentigen Siemens-Anteil.

BSH passe von seiner strategischen Ausrichtung sehr gut zur Bosch-Gruppe, begründete Bosch-Chef Volkmar Denner am Montag den Schritt, über den schon seit Monaten spekuliert worden war.

Internet der Dinge

Der Konzern, der gleichzeitig einer der größten Autozulieferer weltweit ist, will sich mehr und mehr auf das sogenannte "Internet der Dinge" konzentrieren. Darunter versteht man Hausgeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke, die technisch in der Lage sind, mit dem Internet zu kommunizieren und per Smartphones gesteuert zu werden.

Nach Daten des Marktforschers Strategy Analytics wurden bereits im vergangenen Jahr weltweit rund 23 Mrd. Euro mit vernetzten Geräten und dazugehörigen Dienstleistungen umgesetzt. Bis 2017 soll sich dieser Markt auf über 50 Mrd. Euro mehr als verdoppeln.

Verdoppelung der Umsätze geplant

Bosch Siemens Hausgeräte kam 2013 mit seinen rund 50.000 Mitarbeitern auf rund 10,5 Mrd. Euro Jahresumsatz und hatte sich jüngst zum Ziel gesetzt seine Erlöse bis 2025 zu verdoppeln - auch außerhalb Europas. Die Mittelschicht als potenzielle Käuferschicht werde in vielen Ländern weiter wachsen, sagte BSH-Geschäftsführer Uwe Raschke.

Um in den Industrieländern Kunden zu gewinnen, will Bosch seine Hausgeräte mit Sensoren und Elektronik ausstatten, einem Feld, auf dem der Konzern als Autozulieferer Experte ist. So hatte der Konzern auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) kürzlich einen Backofen vorgestellt, der mithilfe einer aus der Fahrzeugtechnik stammenden Sonde ausgestattet ist, welche Feuchtigkeit misst und damit die notwendige Backdauer der Nahrungsmittel ermittelt. Außerdem feilt Bosch an einer App, mit deren Hilfe Geräte verschiedener Hersteller gesteuert werden können.

Gut gefüllte Kriegskasse

Der Bereich werde rund ein Viertel zum Gesamtumsatz von zuletzt 46 Mrd. Euro beitragen, sagte Denner. Beziehe man die jüngste Komplettübernahme ZF Lenksysteme mit ein, werde der Anteil der Kfz-Technik auf unter 60 Prozent sinken. Bosch erklärtes Ziel ist es, unabhängiger vom konjunkturabhängigen Autogeschäft zu werden und den Anteil des Kfz-Geschäfts langfristig auf die Hälfte zu senken.

Finanziert werde die Übernahme aus vorhandenen Mitteln, sagte Denner. Bosch verfüge derzeit über eine bilanzielle Liquidität von 14 Mrd. Euro. Vor Vollzug der Transaktion sollen zudem jeweils 250 Mio. Euro an Siemens und Bosch als vorgezogene Dividendenzahlung ausgeschüttet werden. Den Namen Siemens darf Bosch weiter für seine Hausgeräte verwenden. Die Komplettübernahme soll nach Zustimmung der Kartellbehörden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden. Zuletzt beschäftigte Bosch rund 281.000 Mitarbeiter (Stand 2013).

(APA/dpa)

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