Die Familienstiftung verkauft alle Aktien von Ölkonzernen. Erneuerbare Energieformen sollen stattdessen in den Fond aufgenommen werden.
Washington. Im Jahr 1870 gründete John D. Rockefeller in Cleveland, Ohio, mit fünf Kompagnons die Firma Standard Oil, die zum Inbegriff der Macht der amerikanischen Ölindustrie wurde. 144 Jahre später kündigen Rockefellers Erben nun an, sämtliche Aktien von petrochemischen Unternehmen zu verkaufen. „Unserer Ansicht nach hat das sowohl eine moralische als auch eine wirtschaftliche Dimension“, sagte Steven Rockefeller zur „New York Times“.
Der Rockefeller Brothers Fund, eine mit 860 Millionen Dollar (670 Millionen Euro) dotierte philanthropische Organisation, ist schon seit einiger Zeit nicht mehr in der Kohleindustrie und der Ausbeutung von Teersand investiert. An die Stelle der Investitionen in fossilen Energieträger treten im Portefeuille des Fonds solche in erneuerbare Energieformen.
Die Grenzen des Aktivismus
Die Rockefellers schließen sich damit der Divestment-Bewegung an, die vor einigen Jahren an US-Hochschulen begonnen hat. Rund 180 Stiftungen, religiöse Organisationen, Pensionsfonds und Gemeinderäte haben sich dazu verpflichtet, Beteiligungen im Wert von 50Milliarden Dollar an Energiekonzernen zu verkaufen, die zum Treibhauseffekt beitragen.
Den Teilnehmern an diesem Unterfangen ist bewusst, dass der unmittelbare wirtschaftliche Effekt gering ist. Die Öl-, Gas- und Kohleunternehmen sind enorm profitabel, ihre Aktien hoch begehrt. Zudem ist es einfacher gesagt als getan, sich von den rentablen Beteiligungen zu trennen: Der Hedgefonds-Milliardär Tom Steyer, der vor den US-Kongresswahlen im November umweltfreundliche Kandidaten finanziert, hat entgegen einer großspurigen Ankündigung vor Jahren erst im heurigen Juni alle Investitionen in fossile Energieträger verkauft. (go)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2014)