Pimco: Turbulenzen nach Abgang des Chefs

File photo of Gross, former co-founder and co-chief investment officer of Pacific Investment Management Company (PIMCO), speaking at the Morningstar Investment Conference in Chicago
File photo of Gross, former co-founder and co-chief investment officer of Pacific Investment Management Company (PIMCO), speaking at the Morningstar Investment Conference in Chicago(c) REUTERS (JIM YOUNG)
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Die Allianz stellte sich am Montag demonstrativ hinter den Nachfolger des Starinvestors Bill Gross bei ihrer Tochter Pimco, die nicht nur den Chef verliert – sondern auch sehr viel Geld.

Wien. Die Allianz hält trotz der jüngsten Turbulenzen an ihrem US-Vermögensverwalter Pimco fest. „Wir haben keine Pläne, Pimco zu verkaufen“, zitierte die „Financial Times“am Montag das für die Vermögensverwaltung zuständige Vorstandsmitglied von Europas größtem Versicherer, Jay Ralph.

Am Freitag hatte Starinvestor Bill Gross überraschend die von ihm gegründete Allianz-Tochter verlassen. Eine Personalie mit Folgen: Dem „Wall Street Journal“ zufolge zogen Kunden danach rund zehn Mrd. US-Dollar (7,85 Mrd. Euro) Vermögen bei Pimco ab. Seit Mai 2013 sind bereits 70 Milliarden Dollar aus dem von ihm geleiteten Total Return Fund abgeflossen. Der weltgrößte Anleihenfonds hatte einst ein Volumen von knapp 293Milliarden Dollar. Insidern zufolge kam Gross mit seinem Abgang einem Rauswurf zuvor.

Dass ein Nachfolger für Bill Gross schnell gefunden war, tat dem Milliardenexodus keinen Abbruch: Dan Ivascyn werde neuer Investmentchef, teilte Pimco am Freitagabend mit. Das Unternehmen bestätigte damit Reuters-Informationen. Ivascyn war einer von sechs stellvertretenden Anlagechefs, die Pimco dem 70-jährigen Gross Anfang des Jahrs zur Seite gestellt hatte. Die anderen Stellvertreter wurden ebenfalls befördert. Um den Vorzeigefonds Total Return, den Gross über Jahrzehnte zum weltgrößten Anleihenfonds aufgebaut hat, werden sich künftig Mark Kiesel, Scott Mather und Mihir Worah kümmern, allesamt bisher Stellvertreter von Gross. Sie sollen verhindern, dass dort weiteres Geld abfließt. Aber genau das befürchtet das Analysehaus Morningstar, Hunderte Milliarden Dollar könnten die Kunden noch umschichten.

Der Gross-Effekt geht aber auch in die andere Richtung: Der Milliardär wechselt zum US-Vermögensverwalter Janus. Hier kümmert er sich seit gestern, Montag, um einen Anleihenfonds, der erst im Mai gestartet und bisher lediglich 13 Millionen Dollar schwer ist. Das könnte sich aus Analystensicht mit Gross aber schnell ändern.

„Musste irgendwann kommen“

Bei der Pimco-Mutter Allianz gab man sich am Montag dennoch betont gelassen. „Pimco hat sich in den vergangenen Jahren verändert, von einem gründergeführten Anleihe-Investor hin zu einem globalen Vermögensverwalter. Dass es irgendwann auch in der Führung Änderungen geben würde, war absehbar. Der Tag musste irgendwann kommen“, sagte Allianz-Vorstand Jay Ralph dem „Handelsblatt“ in einem Interview. Daniel Ivascyn, der jetzt als oberster Anlagechef das Kommando übernehme, sei ein exzellenter Fondsmanager und Teamplayer und werde bei Pimco für Kontinuität sorgen, betonte Ralph. Ein Strategiewechsel stehe ebenso wenig zur Debatte wie eine Abspaltung der Fondstochter.

Die Allianz-Aktie, die am Freitag zeitweise um mehr als sieben Prozent abgestürzt war, erholte sich zum Wochenauftakt wieder. Im frühen Handel notierte das Papier 1,3 Prozent im Plus und war damit Spitzenreiter im DAX.

Pimco betonte indes den Umfang seiner Produktpalette. Zwar sei der über Jahrzehnte von Gross geleitete Total Return Fund ein zentrales Produkt des Unternehmens, so Pimco-Chef Douglas Hodge. Allerdings habe Pimco sich in den vergangenen fünf Jahren bei den Anlagekategorien wie auch dem geografischen Angebot breiter aufgestellt.

Total Return sei „ein wichtiges Flagschiffprodukt dieser Firma, aber er ist nicht unsere einzige Strategie“. Hodge und der neue Investmentchef, Dan Ivascyn, erklärten, sie hätten das Wochenende im Gespräch mit Kunden über die neue Führungsstruktur des Unternehmens verbracht. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2014)

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