"Wir werden zeigen, dass dieser Traum real ist"

Ende Oktober wird das slowakische Start-up Aeromobil auf dem Wiener Pioneers Festival erstmals der Welt sein fliegendes Auto präsentieren. Ein Gespräch mit CEO Juraj Vaculík über Ängste und den Verkehr der Zukunft.

Ihre Firma wird das Aeromobil 3.0 am 29.Oktober beim Pioneers Festival vorstellen. Haben Sie schon Albträume, dass etwas beim Testflug schiefgeht?

Juraj Vaculík: Nein. Die Präsentation von Aeromobil 3.0 in Wien ist für uns aber sehr emotional. Damals, vor 25 Jahren, waren mein Mitgründer, Stefan Klein, und ich nicht nur in der Tschechoslowakei, sondern auch hinter dem Eisernen Vorhang. Wir blickten über die Donau von Bratislava nach Österreich und träumten von Möglichkeiten, dorthin zu gelangen. Stefan hatte die Idee, ein Auto zu bauen, das ihm ermöglicht, frei zu reisen. Es ist auch deshalb emotional, weil nur wenige Tage zwischen der Enthüllung am 29. Oktober und dem 25.Jahrestag der Samtenen Revolution am 17. November liegen. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Es gab genug Tests, Pre-Tests und Prototypen.

Was werden die Menschen sehen? Werden Sie das Aeromobil in der Hofburg fliegen?

Obwohl die Hofburg ein unglaubliches Gebäude ist, ist es nicht groß genug, um darin herumzufliegen. Aber die Menschen in Österreich werden die Ersten sein, die den 3.0-Protoyp sehen werden. Er ist komplett aus Karbonfaser, mit einem Glascockpit, Autopilot und Ledersitzen. Wir haben auch einen Mechanismus entwickelt, um den Zuschauern in der Halle zu zeigen, wie sich das Aeromobil vom Auto zum Flugzeug verwandelt kann und umgekehrt. Die Testflüge finden vorher in der Slowakei statt, aber wir werden sie vor Ort (im Video, Anm.) zeigen.

Was waren die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie aus dem Entwicklungsprozess gewonnen haben?

Technisch gab es viele. Obwohl beide Verkehrsmittel sind, funktioniert ein Auto komplett anders als ein Flugzeug. Ein Flugzeug muss schmal und leicht sein, ein Auto breit, um auf der Straße stabil zu sein. Ich war sehr froh über die Reaktion der Ingenieur-Community und diverser Zielgruppen, die sagten, dass das Aeromobil ein schönes Design habe und Menschen es haben wollen. Wir haben auch viele Sicherheitsbestimmungen eingebaut, wie einen Fallschirmauslöser, damit man sicher landen kann, wenn es Probleme gibt.

Wer soll Ihr Auto in Zukunft kaufen? Wer sind Ihre potenziellen Kunden?

Da komplizierte Innovationen teuer sind, zielen wir auf wohlhabende Menschen ab, die nicht nur genug Geld haben, sondern auch Innovation lieben.

Sie sind schon neben Ihrem Mitgründer als Passagier im 2.5-Prototyp mitgeflogen. Wie unterscheidet sich das vom Flug in einem herkömmlichen Kleinflugzeug?

Es ist ziemlich ähnlich. Der große Vorteil ist, dass man reibungslos – innerhalb von zwei Minuten – vom Auto- in den Flugbetrieb wechseln kann. Es ist sicherer bei Start und Landung, da es auf vier Rädern landen kann. Das Aeromobil, das als Zweisitzer konzipiert ist, soll sowohl Autos als auch kleinen Flugzeugen Konkurrenz macht.

Wird der 3.0-Prototyp jetzt in Serienproduktion gehen?

Er ist noch nicht fertig. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, da wir mit 100 Jahren Bürokratie in der Luft und 100 Jahren Bürokratie auf dem Boden zu tun haben. Es kann daher Monate bis Jahre dauern, bis der Zertifizierungsprozess vorbei ist. Davon werden dann viele Modifikationen in den Prototyp einfließen. Trotzdem ist jetzt eine gute Zeit wegen der gewaltigen Veränderungen bei Transportmitteln. Denken Sie nur an die Drohnen in der Luft und an das automatisierte Autofahren auf der Straße. Es gibt also viele technologische Veränderungen, die uns helfen werden, den Markt für Innovationen wie fliegende Autos zu öffnen.

Sie arbeiten seit 25 Jahren an diesem Konzept. Was hält Sie in Gang?

In erster Linie die Leidenschaft. Nicht nur, dass wir etwas haben, wovon wir wissen, dass es funktioniert, sondern wir haben auch etwas, was die Welt des Verkehrswesens vollkommen verändern wird. Nur um das klarzustellen: Mein Mitgründer, Stefan Klein, hatte vor 25 Jahren die Idee, es war sein privates Projekt in seiner Garage. 2010 haben wir unsere Kräfte in der Firma Aeromobil vereint und beschlossen, dass wir jetzt der Welt zeigen werden, dass dieser Traum real ist.

Aeromobil

2010 gründeten Stefan Klein und Juraj Vaculík das Start-up Aeromobil in Bratislava.

Die Idee dafür hatte Stefan Klein vor 25 Jahren.

Am 29. Oktober wird der 3.0-Prototyp der Welt erstmals auf dem Pioneers Festival präsentiert.

„Die Presse“ ist Kooperationspartner des Pioneers Festivals.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.