Großinvestoren gefährden Goldmarkt

Gold
GoldREUTERS (Yuriko Nakao)
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Sogar große Investoren und Banken suchen derzeit Sicherheit um jeden Preis und flüchten in Gold. Das treibt nicht nur den Preis in die Höhe, es gefährdet auch den Ruf von Gold als sichere Anlageform.

In einer beispiellosen Rallye hat der Goldpreis den größten Preissprung seiner Geschichte gemacht. Am Donnerstagfrüh kletterte der Preis zunächst bis auf 893,05 US-Dollar (627,85 Euro) je Feinunze. Damit ist Gold binnen eines Tages um mehr als 100 Dollar je Feinunze teurer geworden. Zu Mittag notierte der Goldpreis bei 875,13 Dollar.

Infolge der jüngsten Finanzmarktkrise flüchteten Banken und verängstigte Großinvestoren Hals über Kopf in das Edelmetall. Denn Gold gilt als Rettungsanker in unsicheren Zeiten. "Der Markt ist in Panik, so etwas habe ich noch nie erlebt", sagt Börsenhändler Niklas Breckling von der Wertpapierhandelsbank Schnigge. Selbst "große Adressen der Finanzwelt versuchen derzeit krampfhaft, was Sicheres zu fassen."

Sicherheit um jeden Preis, auch zu hohen

Der Rekordanstieg sei ein "deutliches Indiz dafür, dass die Anleger derzeit nach Sicherheit um jeden Preis suchen", ist Eugen Weinberg, Analyst der Commerzbank überzeugt. Mit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers habe sich die Vertrauenskrise im Finanzsektor dramatisch verschärft. Investoren aus der ganzen Welt zogen massenweise Mittel von den Börsen ab. Die einzige Anlageform, der momentan noch vertraut werde, sei Gold, meint auch Breckling.

Kein Ende in Sicht

Der Goldrausch könnte noch weiter gehen. Schon bei der nächsten Hiobsbotschaft werde mit einem weiteren Ansturm auf Gold zu rechnen sein, erwartet Börsenhändler Breckling. Die Märkte sind hypernervös.

Goldpreis wird anfällig für Schwankungen

Auf Dauer ist der Goldmarkt aber nicht die Lösung. Je stärker Anleger geballt in diesen einen Markt drängen, desto schwankungsanfälliger wird der Goldpreis. "Der Trend ist nicht gesund für den Markt, Investoren denken nur noch im Zeithorizont von einem Monat", gibt Breckling zu bedenken. Vor allem die "Unsitte", Gold als Geldersatz zu verwenden, sei gefährlich. Wenn Gold nämlich gekauft wird, um es schnell wieder verkaufen zu können, lässt das den Preis stark schwanken. So könnte die Rolle als Sicherheitsgeber bald verspielt sein, warnt Marco Carbas von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz.

Anleger: Bitte warten

Privatanleger sollten momentan daher am besten komplett die Finger vom Goldkauf lassen, rät Cabras. Wer unbedingt Gold kaufen möchte, sollte auf niedrigere Preise warten. Wer aber Gold übrig hat, kann z.B. seine Münzen jetzt relativ teuer verkaufen.

(Ag.)

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