Finanzbasis: Milliardenschub für die Telekom

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Der Aufsichtsrat hat grünes Licht für die Kapitalerhöhung gegeben, die für November geplant ist. Großaktionär Slim zieht nicht voll mit und stößt wie vereinbart Aktien ab.

Wien. Das dritte Quartal dürfte für die Telekom Austria operativ besser gelaufen sein – die detaillierten Zahlen werden morgen, Donnerstag, veröffentlicht. Geld braucht der Konzern dennoch – die 400 Mio. Euro schwere Abschreibung für Bulgarien hat unabhängig vom anhaltend harten Preiskampf im österreichischen Handygeschäft und der ertragserodierenden EU-Regulierung beim Roaming ein tiefes Loch in die Kasse gerissen.

Lange muss die Telekom auf die ersehnte Finanzspitze nicht mehr warten: Die Kapitalerhöhung über eine Mrd. Euro soll, wenn der Kapitalmarkt mitspielt, noch im November über die Bühne gehen. Gestern, Dienstag, hat der Telekom-Aufsichtsrat dafür grünes Licht gegeben. Auch Banken sind schon engagiert, in Österreich sind Erste Group, Raiffeisen und Bank Austria dabei.

Das frische Geld kommt großteils vom neuen Mehrheitsaktionär, Carlos Slim. Der mexikanische Milliardär, Eigentümer der America Movil und einer der reichsten Menschen weltweit, hat in der nun abgelaufenen Nachfrist seines Übernahmeangebots weitere 8,68 Prozent der Aktien eingesammelt. Die America Movil (Amex) kommt damit in Summe auf 59,70Prozent.

Weil aber in dem im Frühjahr geschlossenen Syndikatsvertrag mit der Staatsholding ÖIAG vereinbart worden ist, dass 22 bis 24Prozent der Telekom-Aktien weiter an der Wiener Börse notieren sollen, die ÖIAG jedoch 28,42Prozent der Anteile hält, muss Slim in den nächsten zwei Jahren sein Paket wieder bis auf knapp 51Prozent reduzieren. Das bestätigte Telekom-Sprecher Peter Schiefer der „Presse“.

Mehr Volumen für Streubesitz

Das kann Slim auf zwei Wegen machen: Die Amex verkauft die Papiere sukzessive über den Markt. Oder – was wahrscheinlicher ist – sie zieht bei der Kapitalerhöhung nicht voll mit. Das hätte auch den Vorteil, dass dem Streubesitz, der nach jetzigem Stand nur 120 Mio. Euro zur Zeichnung hätte, ein größeres Volumen zur Verfügung stünde.

Beim Börsengang im Jahr 2000 betrug der Emissionspreis neun Euro. Slim hatte nun 7,15 Euro je Anteilsschein geboten. Der Kurs, der lange Zeit weit unter diesem Niveau dahingedümpelt ist, bewegte sich während der Übernahmefrist genau auf dieser Marke, um gleich nach Ablauf der Frist wieder deutlich nach unten zu gehen. Am Dienstag gehörte die Telekom-Aktie zu den ganz wenigen Verlierern im ATX.

Im Mittelpunkt der Aufsichtsratssitzung am Dienstag stand der Businessplan für das nächste Jahr. Und der ist nicht nur auf den weiteren Schuldenabbau, sondern auch wieder auf Wachstum ausgerichtet. Vor allem aber soll nach dem für heuer abschreibungsbedingt erwarteten Verlust von gut 300 Mio. Euro nächstes Jahr wieder ein Plus vor dem Nettoergebnis stehen.

Mit dem Geld aus der Kapitalerhöhung soll der ziemlich ausgedünnte Eigenkapitalpolster gestärkt und die Expansion vorangetrieben werden. Dabei liegt das Augenmerk auf der Konvergenz von Festnetz, Mobilfunk, Internet und TV. Schon in der jüngsten Vergangenheit hat die Telekom deshalb auch in Osteuropa Kabel- und Breitbandinternet-Anbieter zugekauft.

Telekom-Boss Hannes Ametsreiter und Aufsichtsratschef Rudolf Kemler haben wiederholt betont, dass die Telekom ohne den strategischen Partner Amex zu einem Spielball im europäischen Konsolidierungskarussell würde. Die Belegschaftsvertreter und die Gewerkschaft hatten den Einstieg der Mexikaner – und den Syndikatsvertrag mit der ÖIAG – bekämpft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2014)

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