Amazon: Wachstum statt Gewinn

INDIA AMAZON JEFF BEZOS
INDIA AMAZON JEFF BEZOS(c) APA/EPA/MONEY SHARMA
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In der Vergangenheit haben die Anleger hohe Ausgaben bei dem US-Versandhändler Amazon in Kauf genommen. Doch nun wollen sie auch Ergebnisse sehen.

New York. Aggressives Wachstum und hohe Investitionen. Jahrelang hatte Amazon-Chef Jeff Bezos auf diese Zutaten gesetzt. Doch schön langsam scheint den Aktionären der Geduldsfaden zu reißen: Der US-Versandhändler enttäuschte nicht nur im zweiten Geschäftsquartal über die Maßen. Auch das dritte Quartal fiel weit schlechter aus als erwartet. Die Anleger scheinen sich nun jedoch zu fragen, ob all die Ausgaben auch greifen werden.
Im dritten Quartal verzehnfachte sich der Verlust nämlich auf 437 Mio. Dollar und fiel damit so hoch wie seit 14 Jahren nicht mehr aus. Auch das Umsatzwachstum entsprach nicht den Erwartungen der Marktteilnehmer, obwohl die Erlöse auf 20,58 Mrd. Dollar kletterten.
Die Börse reagierte prompt: Die Papiere des US-Onlinehändlers brachen um über zehn Prozent ein. Seit Jahresbeginn haben die Titel mehr als ein Fünftel ihres Werts verloren. „Das war ein hässliches Quartal“, sagte Analyst Tob Plaza von der Key Private Bank. „Damit ist die Wachstumsstory fast vom Tisch.“
Amazon war in den vergangenen Jahren sehr umtriebig und hat seine Fühler in vielerlei Richtungen ausgestreckt. Der Verkauf von Büchern machte das Unternehmen einst populär, doch vertreibt Amazon auch Smartphones (in Konkurrenz zu Google oder Apple) und ist neben Videospielen auch im TV-Geschäft aktiv. Bei der Auslagerung von Diensten ins Internet – dem sogenannten Cloud Computing – mischt das Unternehmen ebenfalls kräftig mit.
Erst Ende August tätigte der Konzern beispielsweise seine größte Akquise in der Firmengeschichte. Fast eine Milliarde Dollar kostete die Übernahme der Video-Website Twitch, die monatlich von 55 Millionen Menschen besucht wird.
Zum Ladenhüter scheint sich indes das Smartphone Fire zu entwickeln. Vier Jahre lang forschte und entwickelte Amazon das Gerät, doch schon bald nach dem offiziellen Verkaufsstart musste der Preis von 200 Dollar auf 99 Cent gesenkt werden. Zum Ende des dritten Quartals warteten rund 83 Millionen Stück der Geräte auf einen Abnehmer. Billig war das nicht. Auf 170 Mio. Dollar haben sich die Abschreibungen belaufen.

Enttäuschung zu Weihnachten

Amazon-Finanzchef Tom Szkutak machte kein Hehl daraus, dass sich die hohen Ausgaben kurzfristig weiter negativ auf die Bilanz auswirken würden. „Wir waren im Investmentmodus, weil wir Möglichkeiten vor uns sehen“, sagt Szkutak. Jedoch wisse man, dass der Konzern künftig besser darauf schauen müsse, wohin das Geld fließe. In Summe 21,1 Mrd. Dollar steckte Amazon zuletzt in sein operatives Geschäft, um ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum.
Doch auch das wichtige Weihnachtsgeschäft dürfte Anlegern nicht die gewünschten Ergebnisse bringen. Die Umsatzerlöse werden vermutlich hinter dem erwarteten Zuwachs von „20 plus x Prozent“ zurückbleiben, teilte Amazon mit. Das Unternehmen macht dafür, wie zuletzt auch eBay, unter anderem Währungseffekte (der Dollar ist in den vergangenen Monaten deutlich stärker geworden) verantwortlich. Die Aussage dürfte vor allem jene Anleger verschrecken, die mehr als 300 Dollar für eine Aktie bezahlt haben, da sie von guten Geschäften ausgegangen sind, sagt Michael Pachter von Wedbush Securities. Eine Amazon-Aktie kostet derzeit rund 290 Dollar.
Noch im Frühjahr zeigte sich Amazon bereit, etwas mehr an die Rendite zu denken. So wurde der Preis für das Prime-Programm, das eine schnellere und kostenlose Zustellung garantiert, angehoben. auch Fire TV kostet mit rund 100 Dollar deutlich mehr als zunächst angenommen. (nst)

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