WTO-Chef: "Kapitalismus ist ein sehr, sehr ungerechtes System"

WTO-Chef Pascal Lamy
WTO-Chef Pascal Lamy(c) AP (Dominic Favre)
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"Alle Versuche, den Kapitalismus grundlegend zu verändern, sind gescheitert", sagt Pascal Lamy, Chef der Welthandels-Organisation. Eine Neuordnung der Weltwirtschaft werde Jahre dauern, so Lamy.

Die Neuordnung des Weltwirtschaftssystems wird nach Einschätzung des Chefs der Welthandelsorganisation WTO mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die aktuelle Krise sei durch "ein Loch in der internationalen Regulierung" mitverursacht worden, sagte WTO-Generaldirektor Pascal Lamy am Mittwoch in Paris im Sender France Inter. Eine wirksame Regulierung zu schaffen, werde "fünf bis sechs Jahre" brauchen. Kurzfristig könnten die Regierungen deshalb nur mit Konjunkturprogrammen gegen die Krise kämpfen.

Am Donnerstag und Freitag beraten Wirtschaftsexperten und Regierungsvertreter auf der Konferenz "Neue Welt, neuer Kapitalismus" in Paris über die Konsequenzen der Finanz- und Wirtschaftskrise. An dem durch den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und den britischen Ex-Premierminister Tony Blair geleiteten Treffen nimmt auch Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil.

"Sehr, sehr ungerechtes System"

Der Kapitalismus habe sich als "sehr, sehr ungerechtes System" erwiesen, sagte Lamy. Auch wenn es bisher keine glaubwürdige Alternative zum Kapitalismus gebe, heiße das nicht, dass nicht weiter nach einer gesucht werden müsse. "Man muss realistisch sein. Alle Versuche, ihn grundlegend zu verändern, sind gescheitert", sagte Lamy, der Frankreichs Sozialistischer Partei angehört. Es bleibe deshalb vorerst nur, "ihn zu verbessern, zu korrigieren und ihn zu meistern". Dies könne angesichts eines "globalisierten Kapitalismus" nur durch ein weltweit abgestimmtes Vorgehen erfolgen.

(Ag.)

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