Gesunkene Kreditwürdigkeit: Spanien gefährdet Euro

Spanien gefährdet Euro
Spanien gefährdet Euro(c) (Fabry Clemens)
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Die Kreditwürdigkeit Spaniens wurde herabgestuft. Experten befürchten nun einen Dominoeffekt: eine Herabstufung weiterer Länder der Euro-Zone. Im schlimmsten Fall droht der Zerfall des Währungsblocks.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat nach Griechenland am Montag auch Spanien als langfristigen staatlichen Schuldner vom Bestwert "AAA" auf "AA+" heruntergestuft. Die Ratingagentur begründete ihre Entscheidung damit, dass die gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzmarktbedingungen "strukturelle Schwächen" in der spanischen Wirtschaft offenbart hätten. S&P traut der spanischen Regierung nicht zu, die schwere Rezession wirkungsvoll zu bekämpfen. Der Abschwung in Spanien könnte länger als in anderen Ländern der Euro-Zone dauern, so ein Analytiker der Ratingagentur.

Angst vor Dominoeffekt

Erst in der vergangenen Woche hatte Standard & Poor's die Bonitätsbewertung von Griechenland gesenkt. Experten befürchten nun einen Dominoeffekt: eine Herabstufung weiterer Länder der Euro-Zone. Als Wackelkandidaten gelten Portugal und Irland. Im schlimmsten Fall halten die Experten sogar einen Zerfall des Währungsblocks für möglich: Finanzschwache Staaten könnten aus dem Euro-Verbund ausscheiden.

Die Herabstufung Spaniens nährt jedenfalls die Ängste, dass sich die Zinsdifferenzen in der Euro-Zone weiter vergrößern. So muss etwa Spanien nach der Neubewertung am Montag für zehnjährige Staatsanleihen einen Zinssatz zahlen, der um 1,22 Prozentpunkte über dem deutschen liegt, berichtet "Financial Times Deutschland".

Wenn sich der Anstieg bei den Zinsunterschieden nicht wieder umkehre, würden sich die Finanzierungskosten "für einige Staaten in den kommenden Jahren spürbar erhöhen", warnte auch die Europäische Kommission am Montag.

Staatsbankrott im Euro-Raum?

Wie groß ist die Gefahr eines Zerfalls des Währungsblocks tatsächlich? Aktuell sei solch ein Szenario "höchst unwahrscheinlich", sagt Aurelio Maccario, Chefvolkswirt für den Euro-Raum bei Unicredit, laut "Financial Times Deutschland". Auch an einen Staatsbankrott im Euro-Raum glauben Experten nicht. "Vor einem Jahr hat aber auch niemand vorhergesagt, dass eine große Investmentbank wie Lehman Brothers zusammenbrechen kann", warnt Dorothea Huttanus, Analystin bei der DZ Bank.

Unbestritten ist: Die Zweifel an der Stärke der Eurozone werden größer. Erst vor zwei Wochen sorgte eine vertrauliche EU-Studie für Aufsehen, die vor den Gefahren einer auseinanderlaufenden Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Euro-Zone warnte. Diese sorge in einigen Ländern für eine reale Überbewertung des Euro, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

(Red.)

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