Fronten zwischen Conti und Schaeffler verhärtet

Schaeffler Conti
Schaeffler Conti(c) AP (Andreas Beil)
  • Drucken

Die Gewerkschaft IG BCE lehnt den von Schaeffler geforderten Rücktritt von Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg ab. Deutschlands Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder schaltete sich in den Konflikt ein.

Nach der Eskalation des Machtkampfs zwischen dem deutschen Autozulieferer Continental und Großaktionär Schaeffler ist kein Ende des Konflikts in Sicht. Die Gewerkschaft IG BCE lehnte am Mittwoch den von Schaeffler geforderten Rücktritt von Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg ab. Der Conti-Aufsichtsrat soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa am Samstag zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Deutschlands Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder schaltete sich in den Konflikt ein.

Schröder ist Garant für die Einhaltung der im Sommer 2008 geschlossenen Investorenvereinbarung zwischen Conti und Schaeffler. Ein Sprecher Schröders teilte in Berlin mit, der Ex-Kanzler führe derzeit "intensive Gespräche mit beiden Seiten sowie den Gewerkschaften". Schröder ist laut Investorenvereinbarung ermächtigt, die Erfüllung der Schaeffler-Verpflichtungen "jederzeit gerichtlich und außergerichtlich geltend zu machen".

Der stellvertretende Conti-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der IG BCE wies die Forderung Schaefflers nach einem Rückzug von Grünbergs zurück. "Die an den Aufsichtsratsvorsitzenden gerichtete Rücktrittsforderung ist sachlich nicht zu begründen und widerspricht den in Mitteleuropa üblichen Umgangsformen", sagte Bischoff in Hannover. Der Konflikt um die Zukunft der Conti müsse umgehend beendet werden. Die Belegschaften seien "zutiefst verunsichert".

Die Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach hatte von Grünberg am Dienstag zum Rücktritt aufgefordert. Von Grünberg sabotiere systematisch gemeinsame Lösungen und verfolge eigene Interessen. Das Vertrauen sei zerstört. Solange der Conti-Aufsichtsrat von Grünberg gewährenlasse und dieser nicht zurücktrete, behalte sich Schaeffler das Recht vor, alle zehn Sitze der Anteilseigner im Aufsichtsrat neu zu besetzen. Das fränkische Familienunternehmen Schaeffler ist wesentlich kleiner als Conti.

Nach der im Sommer 2008 geschlossenen Investorenvereinbarung zwischen Conti und Schaeffler kann Schaeffler selbst nur vier Vertreter direkt in das Aufsichtsratsgremium entsenden.

Schaeffler hatte nach monatelanger Schlacht am 8. Jänner die milliardenschwere Übernahme von Conti abgeschlossen und den Anteilseignern 75 Euro je Aktie bezahlt. Da die Franken laut Investorenvereinbarung vier Jahre lang höchstens 49,99 Prozent der Anteile halten dürfen, wurden die überzähligen Aktien an Banken weitergereicht. Mit jeweils rund 20 Prozent liegen die größten Pakete Berichten zufolge bei Metzler und Sal. Oppenheim. Sowohl Conti als auch Schaeffler sind hoch verschuldet, zudem trifft sie die Finanz- und Autokrise mit voller Wucht. Außerdem war die Conti-Aktie auf Talfahrt gegangen.

Ein Sprecher der niedersächsischen Landesregierung sagte, die Regierung sei mit allen Beteiligten im Gespräch. Ziel sei es, langfristig den Standort zu sichern. Der Niedersächsische SPD- Fraktionschef Wolfgang Jüttner forderte die Verantwortlichen bei Conti und Schaeffler auf, ihre Machtproben zu beenden. "Muskelspielchen helfen niemandem", sagte Jüttner der dpa.

Der Sprecher der rund 1.400 leitenden Conti-Angestellten in Deutschland, Thorsten Reese, äußerte scharfe Kritik am Vorgehen Schaefflers und sprach von einer "feindlichen Übernahme". Der Conti- Aufsichtsrat sagte der dpa: "Bei der Conti setzt langsam eine gewisse Lähmung und Frustration ein, weil keine Perspektive erkennbar wird." Es fehle zum Beispiel völlig eine "Roadmap", wie sich Schaeffler den gemeinsamen Weg in die Zukunft konkret vorstelle. Der ultimativ geforderte Rücktritt von Grünbergs sei sachlich völlig unbegründet und wäre für die Conti schädlich. "Von Grünberg tut alles, um für die Conti das Beste herauszuholen, das ist seine Aufgabe."

Unterdessen dementierte ein Schaeffler-Sprecher einen Bericht des "Handelsblatts". Die Zeitung hatte geschrieben, mit Schaeffler verbundene Banken prüften eine komplette Conti-Übernahme durch Schaeffler. Dazu sagte der Schaeffler-Sprecher: "Es gibt keine solchen Prüfungen in unserem Auftrag."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Schaeffler
International

Bei Schaeffler droht massiver Stellenabbau

Laut einem Experten des Instituts für Wirtschaft und Arbeit der Universität Bremen sind bei dem Autozulieferer bis zu 80.000 Jobs in Gefahr. Schaeffler wird sich demnach von seiner Gummisparte trennen müssen.
Maria-Elisabeth Schaeffler
International

Schaeffler unter Druck: "Bin keine Schicki-Micki-Dame"

"Ich arbeite hart für das Unternehmen", sagt Maria-Elisabeth Schaeffler, die in Kritik geratene Chefin des hoch verschuldeten deutschen Autozulieferers Schaeffler.
Schaeffler
International

Widerstand gegen Staatshilfen für Schaeffler

Der deutsche Autozulieferer Schaeffler hat sich bei der Übernahme des Zulieferers Conti überhoben und braucht neues Eigenkapital. Kritische Stimmen fordern, die Übernahme abzusagen.
Continental braucht Unterstützung
International

Continental braucht eine halbe Milliarde Staatshilfe

Continental und sein neuer Großaktionär Schaeffler sind mit 22 Milliarden Euro verschuldet. Nun sollen Niedersachsen und Bayern den Unternehmen unter die Arme greifen.
International

Schaeffler verkauft 41 Prozent von Conti an drei Banken

Die Bankhäuser Sal. Oppenheim, Metzler und Merrill Lynch erhalten zusammen rund 41 Prozent der Stimmrechte an Continental. Sie dürfen die Anteile fünf Jahre lang nicht unter 75 Euro pro Stück verkaufen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.