Deutsche Bahn-Chef Mehdorn gesteht in einem Brief an die Mitarbeiter Fehler beim Datenabgleich von 173.000 Mitarbeitern ein. Es sei mit "falsch verstandener Gründlichkeit" vorgegangen worden.
In einem Schreiben an die Mitarbeiter gesteht Deutsche Bahn-Chef Hartmut Mehdorn eigene Fehler beim umstrittenen Datenabgleich von 173.000 Mitarbeitern ein. Es sei mit "falsch verstandener Gründlichkeit" vorgegangen worden, berichtet "Spiegel Online". "Aus heutiger Sicht waren wir hier übereifrig", heißt es in dem eineinhalb Seiten langen Brief.
Der Bahnchef war von der Bundesregierung als Bahn-Eigentümer und von den Gewerkschaften heftig kritisiert worden. Das Vorgehen im Rahmen der Korruptionsbekämpfung wurde als nicht akzeptabel betrachtet. Zudem wurde die bisherige Aufklärung des Konzerns als völlig unzureichend bezeichnet. Zu einer persönlichen Entschuldigung, wie von den Gewerkschaften gefordert, konnte sich Mehdorn aber nicht durchringen.
Das Wort Entschuldigung ist in dem Schreiben nicht zu finden. Erst im sechsten Absatz formuliert Mehdorn laut "Financial Times Deutschland": "Wenn dadurch (Anmerk.: durch den Datenabgleich) bei Ihnen der Eindruck entstanden sein sollte, der Vorstand misstraue den Mitarbeitern, dann bedauere ich das ausdrücklich."
Die Beschäftigten lobt Mehdorn laut "FAZ" überschwänglich: „Ich bin stolz auf diese Frauen und Männer - sei es in unseren Führerständen, in unseren Zügen, auf unseren Bahnhöfen, in unseren Speditionen, in unseren Werkstätten, in unseren Verwaltungen oder wo auch immer“, schreibt er.
Die Umgehung der Arbeitnehmervertretungen bei der Aktion nennt Mehdorn einen Fehler. Er will in einen intensiven Dialog mit den Beschäftigten treten. "Ein Abrücken von unserem Kampf gegen die Korruption", schließt der Bahn-Chef aber aus.
"Es dauert zu lange"
Noch am Morgen hatte der deutsche SPD-Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee Mehdorn attackiert: "Es dauert zu lange, und es kommt nicht konsequent und im Ganzen ans Tageslicht." Der Minister betonte die Geschlossenheit der Bundesregierung. "Es zeugt von einem guten Klima in der Koalition, dass die Kanzlerin und ich hier auf einer Linie sind, dass wir gemeinsam auf Aufklärung dringen", so Tiefensee.
Hintergrund: Zwischen 1998 und 2007 ließ die Deutsche Bahn im Zuge der internen Korruptionsbekämpfung die Daten von Führungskräften, aber auch einfacher Mitarbeiter mit denen von Zulieferfirmen abgleichen. So sollte festgestellt werden, ob diese in Verbindung mit den Firmen standen.
(Red.)