Pharma: Milliardenschwere Allianz in der Krebsmedizin

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Merck und Pfizer kooperieren künftig bei der Immuntherapie. Sie gilt als zukunftsträchtiges Geschäft.

Frankfurt. Der Pharmakonzern Merck und der US-Arzneimittelriese Pfizer sind eine milliardenschwere Kooperation in der Krebsmedizin eingegangen. Beide wollen zusammen Medikamente auf den Markt bringen, die auf das körpereigene Abwehrsystem ausgerichtet sind. Diese sogenannte Immuntherapie von Krebs gilt als eines der am meisten beachteten Felder in der modernen Tumormedizin. Dabei geht es darum, die körpereigene Abwehr so anzuregen, dass sie den Krebs bekämpft.

Der Weltmarkt für solche Immuntherapie-Krebsmittel wird von Experten in zehn Jahren auf etwa 30 bis 35 Mrd. Dollar (24,1 bis 28,1 Mrd. Euro) im Jahr taxiert. Einzelnen Arzneien werden Jahresumsätze von mehreren Mrd. Dollar zugetraut. Tonangebend bei Immuntherapie-Wirkstoffen sind derzeit die US-Konzerne Bristol-Myers Squibb (BMS), Merck & Co. sowie der Schweizer Pharmariese Roche und das britisch-schwedische Unternehmen AstraZeneca. Mit Merck hat sich Pfizer nun einen neuen Zugang in dieses lukrative Gebiet eröffnet.

Und auch für Merck ist die Allianz eine lang ersehnte Frischzellenkur nach einer Reihe von Entwicklungsrückschlägen. Die Darmstädter bekommen mit Pfizer einen Partner mit globaler Vertriebsmacht. Zusammen wollen sie einen Antikörper von Merck in der Immuntherapie von Krebs entwickeln und vermarkten. Merck winken dabei bis zu 2,3 Mrd. Euro. Umgerechnet 680 Mio. Euro fließen sofort. Maximal 1,6 Mrd. Euro sollen bei Erreichen bestimmter Ziele bezahlt werden.

Exklusive Kooperation

„Die Vereinbarung mit Pfizer ist ein wichtiger Meilenstein in der Weiterentwicklung unserer Pharma-Pipeline“, sagte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley am Montag. An der Börse wurde die Allianz positiv aufgenommen. Die Merck-Aktie gewann 2,5 Prozent auf rund 76 Euro und setzte sich an die Spitze im DAX.

Kernpunkt der Zusammenarbeit ist die Entwicklung und spätere Vermarktung der Substanz MSB0010718C von Merck – ein sogenannter Anti-PD-L1-Antikörper. PD-L1 ist ein Protein, das der Tumor nutzt, um einen Angriff der T-Zellen des Immunsystems zu verhindern. Genau hier will der Merck-Wirkstoff ansetzen: Denn wird das Protein PD-L1 blockiert – so die Idee – sollen die Krebszellen ihre Tarnfähigkeit verlieren und vom Immunsystem als feindlich erkannt und bekämpft werden.

Die Darmstädter hatten bereits eine Phase-II-Studie mit der Substanz zur Behandlung einer seltenen Form von Hautkrebs gestartet. Neue Wirkstoffe müssen vor der Zulassung erst drei Phasen bestehen. Weitere Einsatzgebiete der Substanz sind etwa Eierstockkrebs und Lungenkrebs. Die Allianz mit Pfizer ist exklusiv angelegt: Sollte es sinnvoll sein, Wirkstoffe anderer Unternehmen hinzuzunehmen, muss das von beiden Partnern gemeinsam entschieden werden. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2014)

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