Wird das Auto zum Briefkasten? Volvo plant Paketzustellung

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Volvo und Deutsche Post führen Gespräche über eine Kooperation. Pakete könnten künftig ins Auto zugestellt werden.

Berlin. Für das moderne Dilemma in voll erwerbstätigen Haushalten, wann man die Lieferung der Onlinebestellungen überhaupt entgegennehmen soll, könnte es schon bald eine Lösung geben: die Zustellung ins eigene Auto. Volvo und die Sparte DHL Express der Deutschen Post sprechen über eine Partnerschaft, die es dem Paketlieferdienst ermöglichen würde, Autos des schwedischen Herstellers ferngesteuert zu öffnen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg und verweist auf mit dem Projekt vertraute Personen.

Verhandlungen werden auch mit anderen Autoherstellern geführt. Ein Programm, das dem Zusteller einmalig Zugriff auf das Fahrzeug gewähren würde, könnte in den kommenden Wochen angekündigt werden, hieß es. Das Angebot würde auf ein Pilotprojekt in Schweden folgen, bei dem der mit GPS verbundene Bereitschaftsdienst von Volvo verwendet wurde. DHL würde nur Zugang zu dem Fahrzeug erhalten, wenn der Eigentümer dem Paketempfang per SMS zugestimmt hat.

Volvo will Verkaufszahl verdoppeln

Volvo und Deutsche Post lehnten eine Stellungnahme ab. Das Programm würde Volvo helfen, sich von den Premium-Marken abzuheben – etwa von BMW, das mehr als dreimal so viele Autos verkauft. Volvo ist seit 2010 Teil des Industrieimperiums des chinesischen Milliardärs Li Shufu. Bis 2020 soll der Volvo-Absatz auf 800.000 Fahrzeuge jährlich verdoppelt werden.

Die Deutsche Post lotet derweil neue Wege aus, wie die Lieferungen schon beim ersten Zustellversuch sicher zum Kunden gelangen können. Denn das spielt beim Erhalt der Profitabilität solcher Abläufe eine ausschlaggebende Rolle.

Damit die Angestellten ihre Zeit nicht damit verschwenden, an die Türen verwaister Wohnungen zu klopfen, hat die Deutsche Post sogenannte Paketstationen über ganz Deutschland verteilt aufgebaut, in denen Verbraucher ihre Sendungen jederzeit abholen können. Auf der Insel Juist im deutschen Wattenmeer startet das Unternehmen auch den Feldversuch, Medikamente und andere dringend notwendigen Güter per Helikopterdrohne zuzustellen.

Verpasste Zustellungen sind der Fluch der Internetbesteller, und eine gewinnaushöhlende Kostenlast für Paketlieferdienste wie die in Bonn ansässige Deutsche Post. Europas größter Postdienstleister braucht jährlich bei mehr als 50 Millionen Zustellungen in Deutschland mehr als einen Versuch.

Traditionelle Lieferdienste geraten auch unter Druck, weil Online-Versandhändler ihre eigenen Zustellnetzwerke aufbauen. So testet beispielsweise Amazon die Lieferung von Lebensmitteln noch am selben Tag nach Hause zum Kunden. (bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2014)

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